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FRANKFURT (dpa-AFX) - Aktien aus der europäischen Bankenbranche haben nach einem gescheiterten Stabilisierungsversuch ihre Talfahrt am Montag angesichts der Unruhe im US-Bankensektor fortgesetzt. Der Sektorindex von Europas Banken
Am deutschen Aktienmarkt gab die Aktie der Deutschen Bank
Vor dem Wochenende war in den USA die auf Start-up-Finanzierung spezialisierte Silicon Valley Bank (SVB), eine Tochter von SVB Financial
Der Optimismus am Markt über die Sicherung der Kundeneinlagen bei der kollabierten SVB halte sich jedoch in Grenzen, schrieb Stratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets. Die Risiken durch hohe Buchverluste in den Anleiheportfolios der Banken blieben bestehen und dürften die Börse noch eine ganze Weile beschäftigen. Bei der SVB hatte ein umfangreicher Verkauf von Vermögenswerten wie Staatsanleihen und Hypothekenpapieren zu einem Verlust geführt. Der Wert solcher Papiere sinkt, wenn die Zinsen steigen.
"Der Markt vermutet, dass die Probleme, die bei der SVB sichtbar geworden sind, auch in anderen Bilanzen stecken, auch in jenen der ganz Großen", ergänzte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Die Übernacht-Rettungs-Aktion für die SVB wecke böse Erinnerungen an die Finanzkrise von 2008. Zwar versuche die US-Regierung, die Krise zu isolieren und toxische Ansteckungseffekte zu vermeiden. Es sei aber alles andere als sicher, ob das auch funktioniert.
Stanzl verwies zudem auf die jüngste Pleite der auf Fintechs und Kryptowährungen spezialisierten Bank Silvergate Capital
"Wenn das Misstrauen kleineren Banken gegenüber zunimmt und in großem Stil Einlagen abgezogen werden, dann kann hier ein gefährlicher Domino-Effekt entstehen", schrieb Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC-Partners. Das entscheidende Asset der Banken sei jetzt das Vertrauen. Charttechnik-Analyst Marcel Mußler wies ebenfalls auf die Ansteckungsgefahr anderer Banken hin: "Wichtig ist, dass nicht bei zu vielen großen Adressen zu viel Kapital abgezogen wird, sodass aus SVB eine Lawine wird."
Devisenmarktexperte Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank geht nicht ganz so weit. Die Welt sei heute eine andere als während der Weltfinanzkrise, er in einem Marktkommentar. "Politik, Zentralbanken und Finanzmarktteilnehmer haben gelernt. Insbesondere existieren heute Instrumente zur Eindämmung solcher Krisen. Die mussten 2008 und danach erst geschaffen werden. Und weil sie damals nicht existierten, waren die Ansteckungseffekte damals höher als sie es heute sein dürften."
Parallel zu den Maßnahmen der US-Finanzbehörden versuchte auch die Bank of England die Situation zu stabilisieren. Die Großbank HSBC
Derweil spekulieren einige Analysten bereits über eine Kehrtwende in der Geldpolitik der US-Notenbank Fed. Die Ökonomen der US-Bank Goldman Sachs unter Leitung von Jan Hatzius erwarten, dass die jüngsten Vorfälle im US-Bankensystem die Fed dazu veranlassen dürften, ihren geldpolitischen Straffungszyklus bei der kommenden Zinssitzung nächste Woche zu unterbrechen.
Sie verwiesen zudem auf die Unsicherheit über weitere Zinsschritte in den kommenden Monaten. "Es ist jedoch wesentlich verfrüht, von einer Stabilisierung beziehungsweise Zinsumkehr sprechen zu können", warnte Marktexperte Andreas Lipkow. Das Inflationsthema bleibe vorerst allgegenwärtig./niw/bek/mis
Quelle: dpa-AFX