FRANKFURT (dpa-AFX) - Mit einem Rekordhoch für den tags zuvor starken Dax droht es am Donnerstag wieder nichts zu werden. Der erwartungsgemäße Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) brachte in den ersten Reaktionen nicht die dafür notwendigen Impulse. Der Dax konnte sich aber etwas vom Tagestief erholen. Am Nachmittag stand er 0,20 Prozent tiefer bei 16 856,47 Punkten. Seine Bestmarke von gut 17 000 Punkten behält der deutsche Leitindex damit in Sichtweite.
Für den MDax ging es um 0,45 Prozent auf 26 023,94 Punkte bergab. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 jedoch schaffte es zuletzt knapp mit 0,1 Prozent ins Plus. An den wegweisenden Börsen in New York, die einen Rekordlauf hinter sich haben, zeichneten sich moderate Gewinne ab.
Das überraschend eingetrübte Ifo-Geschäftsklima brachte dem Aktienmarkt am Vormittag schon kaum Impulse. Dies galt dann später auch für den Zinsentscheid der EZB, die ihren Leitzins erwartungsgemäß unverändert bei 4,5 Prozent beließ. Im Fokus stehen nun Aussagen zum Ausblick von Notenbank-Präsidentin Christine Lagarde auf einer Pressekonferenz.
"Die EZB hält erwartungsgemäß am Leitzinsniveau fest", sagte Ralf Umlauf von der Helaba in einer ersten Reaktion. Die Formulierungen im Statement seien außerdem im Kern unverändert geblieben. Er sieht darin ein Indiz dafür, dass die Leitzinsen so lange wie erforderlich auf einem ausreichend restriktiven Niveau bleiben werden. Er glaubt, dass es Lagarde in ihren Aussagen vermeiden wird, Zinssenkungsspekulationen für das Frühjahr zu schüren.
Derweil wuchs die US-Wirtschaft im Herbst deutlich stärker als erwartet. Das weckte zunächst allerdings keine neuen Inflationssorgen, da ein Inflationsindikator überraschend niedrig ausfiel.
Treiber des Kursanstiegs am Mittwoch war der Technologiesektor mit starken Quartalszahlen etwa vom Softwarehersteller SAP gewesen, dessen Aktie am Donnerstag erste Gewinnmitnahmen abschüttelte und um zuletzt 0,7 Prozent stieg. Aus den USA waren über Nacht aus dem Tech-Bereich durchwachsene Impulse gekommen: Einer positiven Überraschung des IT-Konzerns IBM steht ein enttäuschendes Abschneiden des Elektroautobauers Tesla gegenüber.
Die Tesla-Zahlen und maue Aussagen des Elektroautobauers zum laufenden Jahr färbten auch auf deutsche Autobauer ab. Für die Papiere von Mercedes -Benz , Volkswagen , BMW und dem Sportwagenbauer Porsche AG ging es um bis zu 1,5 Prozent bergab. Tesla verfehlte mit seinen Zahlen die Markterwartungen und stellte in Aussicht, dass die Auslieferungen wahrscheinlich langsamer als im vergangenen Jahr wachsen werden.
Wegen Branchenresultaten stand auch Infineon mit einem Abschlag von zwei Prozent negativ im Fokus. Der Umsatzausblick des Konkurrenten STMicroelectronics für das laufende Quartal enttäuschte die Markterwartungen. Anleger werten dies als Zeichen, dass die schwache Nachfrage nach Chips für industrielle Anwendungen anhält.
Positive Vorgaben gab es dagegen für Symrise . Die Aktien legten 1,8 Prozent zu, nachdem der Schweizer Wettbewerber Givaudan mit seinem Jahresergebnis die Erwartungen leicht übertroffen hatte.
Zum größten Dax-Gewinner avancierten nach dem Mittag aber die Adidas-Aktien, deren Kurs um fast sechs Prozent nach oben sprang. Als Grund nannten Händler mögliche Aussagen im Rahmen eines mutmaßlichen Analysten-Gesprächs, in dem womöglich über die Entwicklung des Sportartikelhändlers gesprochen worden sei.
Für den Aktienkurs des Konkurrenten Puma war derweil keine Stabilisierung in Sicht. Nachdem die Papiere am Vortag wegen eines enttäuschenden Zwischenberichts um zehn Prozent eingebrochen waren, ging es um 3,1 Prozent bergab auf ein erneutes Tief seit 2018. Die Analysten von Jefferies, Oddo BHF und der Societe Generale reagierten jeweils mit Abstufungen.
Der Euro kostete zuletzt 1,0893 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Mittwoch auf 1,0905 Dollar festgesetzt.
Die Umlaufrendite deutscher Bundesanleihen stieg von 2,32 Prozent am Vortag auf 2,36 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,24 Prozent auf 125,29 Punkte und der Bund-Future legte 0,19 Prozent auf 133,97 Zähler zu./tih/mis
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-AFX