FRANKFURT (dpa-AFX) - Rund um den großen Verfallstermin an den Terminbörsen ist am Freitag die Luft aus dem Dax raus. Die anfänglichen Gewinne im deutschen Leitindex lösten sich am Nachmittag in Nichts auf, das Börsenbarometer stand zuletzt mit 0,10 Prozent im Minus bei 16 735,50 Punkten. Zuvor hatten noch einige Anleger den Dax in Richtung seines tags zuvor erreichten Rekordhochs getrieben. Doch nach Einschätzung von Marktbeobachtern überwiegt inzwischen die Ernüchterung nach den jüngsten Aussagen der Europäischen Zentralbank (EZB).
Am Vortag noch war der deutsche Leitindex befeuert von Zinssenkungssignalen der US-Notenbank Fed erstmals in seiner Geschichte über die runde Marke von 17 000 Punkten gesprungen. Doch die EZB hatte kurz darauf bereits für einen Dämpfer gesorgt. Denn sie bremste Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen. Der seit November laufenden Börsenrally ist damit nach Einschätzung von Beobachtern ein Stück weit der Wind aus den Segeln genommen.
Die Signale hinsichtlich der weiteren Geldpolitik seien gespalten und die Investoren in Europa verunsichert, schrieb Marktkenner Pierre Veyret vom Broker Activtrades. Dies könnte sich nach Einschätzung von Jürgen Molnar von Robomarkets auch dämpfend auf das Handelsgeschehen in der kommenden Woche auswirken und für Gewinnmitnahmen sorgen. Seit dem Oktobertief hat die Jahresendrally dem wichtigsten deutschen Börsenbarometer immerhin einen Zuwachs von gut 14 Prozent beschert. Für die auslaufende Woche ergibt sich womöglich nun erstmals wieder ein leicht negative Bilanz.
Auch der MDax der mittelgroßen Unternehmenswerte drehte bis zum Freitagnachmittag in die Verlustzone und gab zuletzt 0,19 Prozent auf 27 146,87 Zähler nach. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 behauptete ein kleines Plus.
Auf der Unternehmensseite hierzulande verschreckte Symrise die Anleger. Der Hersteller von Duftstoffen und Aromen leidet unter dem Abbau der Lagerbestände bei seinen Kunden und muss zudem wegen niedrigerer Preise die Bewertung der eingelagerten Rohstoffe anpassen. Daher senkte das Management den Ausblick für die operative Marge im laufenden Jahr, wenngleich es optimistischer auf das Umsatzwachstum aus eigener Kraft blickt. Die Aktien sackten als Schlusslicht im Dax um 5,6 Prozent ab.
Beim Rückversicherer Munich Re nahmen die Anleger nach einem freundlichen Start Gewinne mit. Die in diesem Jahr bisher stark gelaufenen Papiere notierten zuletzt leicht im Minus. Die am Morgen verkündeten Ziele für das neue Jahr kamen generell aber am Markt gut an. Die weltweite Nummer eins der Branche will 2024 den Überschuss weiter steigern und fünf Milliarden Euro erzielen, auch die Erstversicherungstochter Ergo soll weiter zulegen.
Die Nase vorn im Dax hatten die Papiere von Zalando mit 2,6 Prozent Plus, sie knüpften an den positiven Vortagestrend an. Das Papier des Online-Modehändlers gehört in diesem Jahr zu den größten Verlierern im Leitindex. Sollte sich die Kurserholung fortsetzen, könnte der seit Februar bestehende Abwärtstrend gebrochen werden. Allerdings ist das noch ungewiss.
Ebenfalls oben auf der Kurstafel standen einige Autowerte, allen voran kletterten Mercedes-Benz um 1,8 Prozent. Die Gewinne passen zum jüngsten Trend der Branche, die seit Ende Oktober auf Erholungskurs ist.
Im Nebenwerteindex SDax sorgte eine Studie für Schub: Die Aktien von Auto1 kletterten nach einer Kaufempfehlung der britischen Bank HSBC um rund zweieinhalb Prozent. SDax-Kollege Hypoport verteuerte sich um gut eineinhalb Prozent, hier kam die Neuaufstellung der Geschäftsfelder des Finanzdienstleisters gut bei den Anlegern an.
Der Euro trat auf der Stelle. Am Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,0915 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Donnerstagnachmittag auf 1,0919 Dollar festgesetzt.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,08 Prozent am Vortag auf 2,07 Prozent. Der Rentenindex Rex sank um 0,03 Prozent auf 127,85 Punkte. Für den Bund-Future ging es zuletzt um 0,37 Prozent auf 136,78 Punkte nach oben./tav/jha/
--- Von Tanja Vedder, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-AFX