FRANKFURT (dpa-AFX) - Schwindende Hoffnungen auf rasch und deutlich sinkende Zinsen in den USA dürften den Dax auch am Mittwoch noch etwas belasten. Überraschend hohe US-Verbraucherpreise, denen der deutsche Leitindex bereits tags zuvor Tribut zollte, drücken unverändert auf die Stimmung. In der weltgrößten Volkswirtschaft mache sich zudem die Sorge vor einer durch die Politik hervorgerufene Stagflation breit, sagte ein Marktbeobachter. Eine solche Situation herrscht, wenn die Wirtschaft nicht wächst und gleichzeitig die Preise steigen.
Der X-Dax als Indikator für das deutsche Börsenbarometer signalisierte rund eine Dreiviertelstunde vor dem Börsenstart ein Minus von 0,1 Prozent auf 16 862 Zähler. Damit nähert sich der Dax wie schon am Vortag einer auf kurze Sicht wichtigen Unterstützung bei 16 800 Punkten. Charttechnisch gesehen steigt das Korrekturrisiko, nachdem der Dax erneut daran gescheitert ist, die Hürde von 17 000 Punkten nachhaltig zu überwinden. Der EuroStoxx 50 , der Leitindex der Eurozone, wird am Mittwoch ebenfalls mit Verlusten erwartet.
"Jetzt muss sich zeigen, ob der US-Inflationsschock an den Börsen nur kurzfristig für Unsicherheit sorgt oder ob er die Rally beendet", schrieb Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Vor den US-Verbraucherpreisen waren die Marktakteure mehrheitlich inzwischen von einer ersten Zinssenkung in den USA im Mai ausgegangen. Nun sei diese Hoffnung in den Juni verschoben worden.
Unter den Einzelwerten stehen vor allem Aktien aus der zweiten und dritten Reihe wegen Quartalsberichten im Blick. Im Dax dürfte die Aktie des Dax-Unternehmens BASF von einer Analystenstudie profitieren. Die französische Großbank Societe Generale empfiehlt das Papier nun zum Kauf. Analyst Peter Clark sieht jüngst vorgelegten Zahlen negative Nachrichten inzwischen im Kurs eingepreist. Vom neuen Vorstandschef Markus Kamieth, der im April übernimmt, erwartet er ein radikaleres Vorgehen, um das Ruder herumzureißen. Es gebe bereits ermutigende Signale der Veränderung. Auf der Handelsplattform Tradegate stieg die Aktie im Vergleich zum Xetra-Schluss am Vortag um 0,8 Prozent.
Im MDax profitierten die Aktien von FMC vorbörslich von den vorgelegten Zahlen der Wettbewerberin Davita in den USA und stiegen um rund 2 Prozent. Umsatz und Gewinn im vierten Quartal waren besser als erwartet ausgefallen. Zudem liegt der für 2024 prognostizierte Gewinn über den Erwartungen am Markt. Fresenius Medical Care dürfte die eigenen Zahlen für das Schlussquartal am Dienstag bekannt geben.
Der Industriekonzern Thyssenkrupp wartete zum Jahresauftakt indes mit roten Zahlen auf. Mitverantwortlich waren erneute Wertberichtigungen auf das Stahlgeschäft wegen gestiegener Zinsen und eines damit einhergehenden höheren Kapitalkostensatzes. "Es gibt nach wie vor keinen Grund, die Aktie im Depot zu haben", urteilte daraufhin ein Marktakteur. Der Anteilsschein gab auf Tradegate vorbörslich nach.
Im SDax legte der Industriedienstleister Bilfinger endgültige Zahlen vor und gab einen Ausblick auf 2024. Der in Aussicht gestellte Umsatzanstieg überzeugt allerdings laut Händlern nicht wirklich, da eine etwas geringere Spanne als erwartet angegeben wurde. Die operative Margenprognose sollte dies aber mehr als wettmachen, hieß es. Auf Tradegate ging es deutlich aufwärts.
Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 überraschte mit einem Gewinnanstieg im vierten Quartal die eigenen und auch die Marktprognosen. Beim bereinigten operativen Gewinn wird daher nun auch mehr für 2024 erwartet, was dem Papier ebenfalls ein vorbörsliches Plus auf Tradegate bescherte.
Im Blick steht weiter der weltgrößte Reisekonzerns Tui , denn der Abschied von der Londoner Börse wurde von den Aktionären auf der Hauptversammlung beschlossen. Eine Rückkehr der Aktie in den MDax ist nun wieder möglich./ck/jha/
Quelle: dpa-AFX