FRANKFURT (dpa-AFX) - Am deutschen Aktienmarkt hat sich am Freitag etwas Ernüchterung breit gemacht. Trotz einiger erfreulicher Geschäftszahlen von Unternehmen hielten sich die Anleger bedeckt und konzentrierten sich auf das Pandemiegeschehen. Der Leitindex Dax verlor im Handelsverlauf mehr als 1 Prozent und verzeichnete am frühen Nachmittag noch ein Minus von 0,52 Prozent auf 13 834,85 Punkte. Auf Wochensicht deutet sich immerhin ein moderates Plus an.
Für Belastung sorgt hierzulande und auch insgesamt an den Kapitalmärkten weiter die Corona-Pandemie. Die in vielen Ländern immer noch angespannte Infektionslage bewirkt, dass die Anleger vor Engagements zurückscheuen. Damit erweist sich für den Dax die runde Marke von 14 000 Punkten derzeit als zu hohe Hürde. Der MDax der mittelgroßen Werte verlor 0,75 Prozent auf 31 510,97 Zähler, nachdem er am Donnerstag noch ein Rekordhoch erreicht hatte.
Unter anderem die Hoffnung auf billionenschwere Konjunkturhilfen in den USA zur Bekämpfung der Pandemie habe die jüngste Euphorie gespeist, schrieb der auf Markttechnik spezialisierte Analyst Pierre Veyret vom Handelshaus AvtivTrades. Mit dem Amtsantritt von Joe Biden als 46. Präsident der Vereinigten Staaten habe die Stimmung dann zuletzt ihren Höhepunkt erreicht. Nun jedoch schienen die meisten Anleger das Gefühl zu haben, dass die Party vorbei ist und sie wieder in die Realität der Pandemie zurückkehren, nachdem sich die Situation in vielen Ländern verschlechtert habe.
Europaweit gerieten die Märkte ebenfalls unter Druck: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sank um 0,8 Prozent. Dabei blickten die Anleger auch auf die jüngsten Stimmungsdaten aus der Region. Die starken Corona-Beschränkungen belasten die Wirtschaft im Euroraum zu Jahresbeginn zwar deutlich. Die Entwicklung bleibt aber sehr unterschiedlich, denn von den Beschränkungen des öffentlichen Lebens ist vor allem der Dienstleistungsbereich betroffen. Der Industriesektor hingegen steht aktuell besser da.
Im Dax stachen gleichwohl zwei Schwergewichte mit überraschend guten Geschäftszahlen hervor. So übertraf der Technologiekonzern Siemens im ersten Geschäftsquartal operativ die Erwartungen. Analysten reagierten positiv auf das Zahlenwerk. Laut dem Experten Guillermo Peigneux Lojo von der UBS ist der starke Geschäftsjahresauftakt neben der Digitalsparte auch dem Bereich Smarte Infrastruktur zu verdanken. Die Siemens-Aktien zogen zuletzt an der Index-Spitze um 6,6 Prozent an und bewegten sich damit auf Rekordniveau.
Die Vorzugsaktien von Volkswagen (VW) schoben sich mit einem Plus von 4,5 Prozent auf den zweiten Platz im Dax. Analyst Patrick Hummel von der Schweizer Bank UBS sprach vom besten Quartal in der Geschichte des Autobauers. Die Erwartungen an 2021 dürften nun steigen. Arndt Ellinghorst von Bernstein Reseach titelte in seiner Studie: "Diamanten werden unter Druck gemacht". Die Wolfsburger hätten im Schlussquartal unglaublich stark abgeschnitten.
Favorit im MDax waren die Anteilsscheine von Siltronic , die gut vier Prozent gewannen. Sie profitierten von einer aufgestockten Übernahmeofferte des taiwanesischen Chip-Zulieferers Globalwafers. Die Papiere von ProSiebenSat.1 wiederum gewannen nach überraschend robusten Zahlen mehr als drei Prozent. Der Medienkonzern war nur mit einer leichten Delle durch die Corona-Krise gekommen. Börsianer verwiesen auf die starke Belebung des Werbegeschäfts und Analysten erhöhten ihre Kursziele.
Der Euro wurde zuletzt mit 1,2166 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Donnerstagnachmittag auf 1,2158 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,55 Prozent am Vortag auf minus 0,53 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,09 Prozent auf 145,93 Punkte. Der Bund-Future legte zuletzt um 0,23 Prozent auf 177,21 Punkte zu./la/jha/
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-AFX