FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Probleme bei der Windkrafttochter Siemens Gamesa
Der Chef des Energietechnikkonzerns, Christian Bruch, monierte bei der Vorlage der aktuellen Quartalszahlen vor allem die ausbleibenden Fortschritte bei der Sanierung des Geschäfts mit Windenergieanlagen an Land ("Onshore"). Zudem bemängelte er eine mangelnde "Transparenz und Vorhersehbarkeit" bei Projektergebnissen.
Siemens Energy rutschte in den drei Monaten per Ende Juni wieder in die Verlustzone, nachdem es die beiden Quartal zuvor jeweils schwarze Zahlen geschrieben hatte. Zudem gab der Konzern eine neue, pessimistischere Ergebnisprognose ab. Die alte hatte das Management nach Bekanntwerden der Probleme bei Siemens Gamesa bereits kassiert.
Laut dem Analysten Andreas Willi von der US-Bank JPMorgan überschatten die Schwierigkeiten bei der Windkrafttochter die Fortschritte im übrigen Geschäft von Siemens Energy. So habe das Unternehmen im Segment Gas and Power mit dem bereinigten operativen Gewinn die Markterwartung übertroffen. Die Marge vor Sondereffekten sei stark und auch der Barmittelzufluss habe positiv überrascht.
Nach den Problemen bei Siemens Gamesa dürfte laut dem Analysten Wolfgang Donie von der NordLB nun die Dividende für dieses Jahr in Frage stehen und bei den mittelfristigen Zielen könne Anpassungsbedarf bestehen. Möglicherweise rücke aber eine vollständige Übernahme von Siemens Gamesa durch Siemens Energy wieder stärker in den Fokus, zu nunmehr günstigeren Konditionen.
Siemens Gamesa hatte bereits Mitte Juli wegen anhaltender Probleme im Onshore-Geschäft wie etwa Projektverzögerungen insbesondere in Brasilien sowie Anlaufschwierigkeiten einer neuen Turbine seinen Jahresausblick massiv gekürzt und für das dritte Geschäftsquartal (per Ende Juni) Verluste verbucht. Hohe Rohstoffkosten vor allem bei Stahl belasteten das Ergebnis zusätzlich. Zudem musste das Management um Unternehmenschef Andreas Nauen seine Profitabilitätsziele für das Onshore-Geschäft nach hinten verschieben.
Diese Nachrichten hatten am 15. Juli die Aktien von Siemens Gamesa und von Siemens Energy einbrechen lassen. So sackten die Anteilsscheine von Siemens Energy um mehr als elf Prozent ab. Der Kursrutsch endete erst fünf Tage später bei 21,58 Euro. Dies war der tiefste Stand seit Mitte November 2020. Danach erholten sich die Papiere nur mit Mühe und kratzten zuletzt an der Marke von 24 Euro, bevor die Anleger an diesem Mittwoch den nächsten Rückschlag hinnehmen mussten.
Allein seit Jahresbeginn haben die Aktien von Siemens Energy nunmehr fast ein Viertel an Wert eingebüßt. Dies ist die schlechteste Entwicklung aller 30 im Dax vertretenen Unternehmen in diesem Zeitraum. Zum Vergleich: Bei dem Leitindex steht ein Plus von gut 14 Prozent zu Buche./la/nas/mis
Quelle: dpa-AFX