FRANKFURT (dpa-AFX) - Unspektakuläre Quartalszahlen und ein leicht enttäuschender Ausblick haben die vom Vorjahreserfolg verwöhnten Infineon-Anleger
Der Halbleiterhersteller profitiert zwar weiter von dem anhaltenden Chipboom. Im abgelaufenen Quartal allerdings belasteten Corona-Probleme und die Folgen eines Sturms die Produktion von Infineon. In den drei Monaten April bis Juni legte der Umsatz des Halbleiterkonzerns damit im Vergleich zum Vorquartal nicht ganz so stark zu wie von Analysten erwartet. Das operative Ergebnis dagegen fiel in etwa so hoch aus wie prognostiziert.
Experten waren insofern von den Quartalszahlen nicht gerade begeistert. Ein weitgehend erwartungsgemäß ausgefallenes drittes Geschäftsquartal dürfte den Anlegern nicht reichen, schrieb Analyst Francois-Xavier Bouvignies von der Schweizer Großbank UBS. Der Experte Jakob Bluestone von der Schweizer Bank Credit Suisse betonte, insbesondere die Sparten Automobil sowie Energiekontrolle & Sensoren hätten beim Umsatz die Erwartungen verfehlt.
Der Fachmann Sandeep Deshpande von der US-Bank JPMorgan ergänzte, die branchenweite, aber auch unternehmensspezifische Angebotsknappheit habe das Unternehmen beeinträchtigt. Das dürfte sich wohl im vierten Geschäftsquartal noch fortsetzen. Sollten im kommenden Geschäftsjahr neue Kapazitäten vorhanden sein, dann dürfte das Unternehmen von einem hohen Auftragsbestand profitieren.
Auch andere Experten sprachen von insgesamt etwas schwächeren Signalen für das vierte Geschäftsquartal. So wies der Fachmann Jürgen Wagner vom Investmenthaus Stifel darauf hin, dass der von Infineon angepeilte Umsatzanstieg etwas hinter den Erwartungen der Analysten zurückgeblieben sei. Zusammen mit der in Aussicht gestellten Marge auf Basis des operativen Gewinns impliziere dies auch einen etwas niedrigeren Segmentgewinn als erhofft.
Die recht enttäuschende Kursentwicklung an diesem Dienstag relativiert sich indes dadurch, dass die Infineon-Aktien seit dem Zwischentief Mitte Juli bei gut 30 Euro einen kleinen Lauf hingelegt haben und die Anleger insofern nun erst einmal einen Gang zurückgeschaltet haben.
Im bisherigen Jahresverlauf hinken die die Infineon-Aktien mit einem Plus von gut sechs Prozent dem Dax hinterher - der deutsche Leitindex kletterte sei Ende 2020 um 14 Prozent nach oben. Erfreulicher ist der Blick auf die Entwicklung der Infineon-Papiere im von der Corona-Krise geprägten Jahr 2020: Hier hatte ein Plus von fast 55 Prozent zu Buche gestanden, was den zweiten Platz im Dax-Ranking hinter dem Essenslieferanten Delivery Hero
Aus charttechnischer Sicht sind die Aktien von Infineon aktuell auf Richtungssuche. Innerhalb der sehr weiten Handelsspanne an diesem Dienstag hat der Kurs alle viel beachteten kurz-, mittel- und langfristigen Durchschnittslinien durchkreuzt. Sollten sich die Anteilsscheine also in den nächsten Tagen deutlich nach oben unter unten absetzen, könnte dies für an der Markttechnik interessierte Anleger entsprechende Kauf- oder Verkaufssignale auslösen./la/zb/mis
Quelle: dpa-AFX