FRANKFURT (dpa-AFX) - Es ist ein erster echter Hoffnungsschimmer für die an schlechte Nachrichten gewöhnten Anleger von ElringKlinger
Im frühen Handel waren die ElringKlinger-Papiere um mehr als ein Fünftel hochgesprungen und hatten damit den höchsten Stand seit Dezember letzten Jahres erreicht. Zuletzt stand noch ein Plus von 15,6 Prozent auf 8,31 Euro zu Buche. Die Anteilsscheine von Airbus konnten sich derweil dem Kursrutsch am Gesamtmarkt nicht entziehen und fielen um mehr als 3 Prozent.
ElringKlinger und Airbus wollen noch in diesem Jahr ein Gemeinschaftsunternehmen gründen, dem der Zulieferer nun seine Technologie zur Verfügung stellt und die für die Entwicklung nötigen Komponenten liefert. Airbus hatte kürzlich angekündigt, bis 2035 ein Flugzeug mit einem mit Wasserstoff betriebenen Brennstoffzellenantrieb bauen zu wollen. Wasserstoff gilt als wichtiger Baustein für eine klimafreundliche Energieversorgung, da bei der Nutzung keine Treibhausgase entstehen.
Analysten lobten die Kooperation der beiden Unternehmen. "Dieser Schritt ist ein Meilenstein für den Autozulieferer ElringKlinger auf dem Weg, seine Fähigkeiten im Bereich der Brennstoffzellen-Technologie zu kommerzialisieren", schrieb etwa der Fachmann Marc-Rene Tonn vom Analysehaus Warburg Research. Der Konzern habe immerhin gut 20 Jahre Forschung und Entwicklung dafür investiert.
Analystin Yasmin Steilen von der Commerzbank schränkte zwar ein, dass vor dem Jahr 2035 kaum nennenswerte Umsatzbeiträge aus der Partnerschaft erwachsen dürften. Dennoch sei die Nachricht klar positiv, denn sie zeige, dass ElringKlinger konkurrenzfähige Produkte in diesem Segment am Start habe. Wichtig sei auch, dass die Entscheidung von Airbus eine positive Signalwirkung mit Blick auf den verstärken Einsatz der Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technologie insgesamt haben dürfte.
Airbus zahlt derweil im Zuge der Kooperation einen niedrigen bis mittleren zweistelligen Millionenbetrag an ElringKlinger. Steilen rechnet mit einer Summe zwischen 20 und 40 Millionen Euro. Derweil sei die Nettoverschuldung des Unternehmens zwar weiterhin sehr hoch, allerdings gebe es auf kurze Sicht auch wegen noch ungenutzter Kreditlinien keine Liquiditätsprobleme.
ElringKlinger ist vor allem mit Komponenten für den klassischen Verbrennungsmotor groß geworden, inzwischen aber auch stark in der Entwicklung von Elektroantrieben und Brennstoffzellen engagiert. Das traditionelle Automobilgeschäft aber lastet trotz des Kurssprungs an diesem Donnerstag immer noch schwer auf dem Aktienkurs.
Der Zulieferer hat seit Jahren einerseits mit der Flaute am Automarkt und den internationalen Handelskonflikten, aber andererseits auch mit Kostenproblemen zu kämpfen, die kurioserweise mit einer zu hohen Kapazitätsauslastung der Werke in Nordamerika zusammenhängen. Denn wegen der hohen Nachfrage vor Ort musste das Unternehmen teure Extraschichten fahren und Sonderfrachten organisieren.
In der Summe haben diese Belastungsfaktoren den Aktienkurs von ElringKlinger vom Rekordhoch im Jahr 2013 bei 35,515 Euro bis auf das coronabedingte Zwischentief im März dieses Jahres bei 3,415 Euro gedrückt, während am Gesamtmarkt in diesem Zeitraum immer neue Rekorde gefeiert wurden. Aus charttechnischer Sicht sind die Papiere derweil bereits seit Ende September gut unterstützt, da der Kurs auf kurz-, mittel- und langfristige Sicht über allen wichtigen Durchschnittslinien notiert./la/eas/ajx/mis
Quelle: dpa-AFX