FRANKFURT (dpa-AFX) - Die monatelange Talfahrt der Aktien von TAG Immobilien
Bis zum späten Nachmittag büßten die Anteilsscheine noch knapp 11 Prozent ein. Damit belegten die Papiere den letzten Platz im MDax
Steigende Zinsen und die Inflation erschweren derzeit massiv das Umfeld für die stark kreditfinanzierte Immobilienbranche. Die Hamburger Gesellschaft TAG Immobilien streicht deshalb den Anlegern für das Jahr 2022 die Dividende. In Verbindung mit den für 2023 bereits umgesetzten Refinanzierungsmaßnahmen will das Unternehmen damit die Kapital- und Finanzierungsbasis der Gesellschaft für die kommenden Jahre auf ein nachhaltig stabiles Fundament stellen.
Für das kommende Jahr bereiten sich die Hanseaten zudem im Tagesgeschäft auf einen Gewinnrückgang vor. Der Immobilienkonzern begründete dies zuvorderst mit höheren Zinsaufwendungen. Hinzu kommen steigende steuerliche Belastungen. Ferner trifft TAG Immobilien auch Risikovorsorge im Hinblick auf höhere Instandhaltungspreise und die stark gestiegenen Energiekosten.
Analysten werteten die Nachrichten unterschiedlich. Die komplette Aussetzung der Dividende für 2022 sowie der gedämpfte Ausblick für das operative Ergebnis 2023 bestätigten seine vorsichtige Sicht auf die Papiere, schrieb der Experte Andre Remke von der Baader Bank. Selbst nach dem massiven Kursrutsch in diesem Jahr sei er noch nicht bereit, auf eine starke Erholung zu setzen.
Analyst Sander Bunck von der britischen Investmentbank Barclays hingegen sprach von einem richtigen Schritt in Zeiten extrem unsicherer Immobilienbewertungen. Die Resultate für das dritte Quartal unterstrichen aber die derzeitigen Herausforderungen am Markt mit nur begrenzten Fortschritten bei Verkäufen. Das Ziel für die operative Branchenkennziffer FFO I für 2023 liege unter den Erwartungen.
Analyst Kai Klose von der Privatbank Berenberg geht nun davon aus, dass künftig nur noch 45 Prozent des operativen Gewinns als Dividende ausgeschüttet werden. Die Quote habe in den Jahren zuvor bei 75 Prozent gelegen.
TAG Immobilien will die Dividendenzahlungen wiederaufnehmen und zur bisherigen Ausschüttungsquote von 75 Prozent des FFO I zurückkehren, sobald sich die Kapital- und Investmentmärkte wieder normalisieren. Eine Entscheidung über einen Vorschlag für die Ausschüttung für 2023 soll jedoch frühestens zum Ende des nächsten Jahres erfolgen. Hierfür spielt neben den Marktbedingungen auch die Refinanzierung aller Verbindlichkeiten bis zum Jahresbeginn 2024 eine gewichtige Rolle. Dies betreffe vor allem eine noch ausstehende Brückenfinanzierung für eine Übernahme in Polen.
Mit einem Abschlag von rund drei Viertel seit dem Jahreswechsel gehören die Papiere zu den bisher größten Verlierern im MDax. Damit liegt TAG auch weit unter dem europäischen Durchschnitt: Für den Branchenindex Europe 600 Real Estate
Quelle: dpa-AFX