HONGKONG/PEKING (dpa-AFX Broker) - Ein geplantes strengeres Vorgehen der chinesischen Regierung gegen Online-Gaming hat am Freitag die Aktien von Prosus sowie der Prosus
An der europäischen Mehrländerbörse Euronext brach der Aktienkurs der Internet-Holding Prosus um 15 Prozent auf 25,10 Euro ein. Das bedeutete den mit Abstand letzten Platz im Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50, der zum Wochenschluss um 0,4 Prozent fiel. Der Börsenwert von Prosus fiel damit auf gut 66 Milliarden Euro, was einem Platz im Mittelfeld des EuroStoxx entspricht.
Die Tencent-Papiere bringen es in Hongkong derweil noch auf einen Börsenwert von rund 2,6 Billionen Hongkong-Dollar, umgerechnet rund 300 Milliarden Euro. Per Ende September hielt Prosus noch ein Viertel aller Tencent-Aktien.
Die Anteilsscheine des kleineren Tencent-Rivalen NetEase brachen am Freitag um 28 Prozent ein. Für die Aktien des bei Online-Gamern beliebten Social-Media-Dienstes Bilibili ging es um gut sechs Prozent abwärts.
Die oberste für Online-Gaming verantwortliche Behörde Chinas veröffentlichte am Freitag einen Entwurf von Regeln gegen Praktiken, die Spieler dazu ermutigen, mehr Geld auszugeben und mehr Zeit online zu verbringen. Dazu gehören ein Verbot von Belohnungen für häufiges Einloggen, erzwungene Spielerduelle und ein Verbot jeglicher Inhalte, die als Verletzung von Staatsgeheimnissen gelten.
Die Regierung unter Staats- und Parteichef von Xi Jinping versucht schon länger, die Spielsucht zu bekämpfen. Auf dem Höhepunkt des Vorgehens im Technologiesektor hatte die Regierung Genehmigungen für neue Gaming-Titel eingefroren und Untersuchungen zu Inhalten eingeleitet, wodurch Entwickler, darunter Tencent, gezwungen wurden, bestimmte Spiele anzupassen.
Allerdings sah es 2023 eigentlich wieder besser aus für die Branche. So wurde etwa der E-Sport als Motor für die Nach-Corona-Wirtschaft gefördert. Xi selbst nahm an der Eröffnungszeremonie der 19. Asienspiele in Hangzhou teil, bei denen es auch E-Sport-Wettbewerbe gab. Umso überraschender kommen für nicht wenige Investoren die nun geplanten Regelungen.
Mit Blick auf die geplanten Regeln müssten viele Spiele-Anbieter ihre Umsatzmodelle anpassen, erklärte ein Branchenexperte. Laut dem Datenanbieter CNG dürfte Chinas Gaming-Markt 2023 um fast 14 Prozent auf umgerechnet rund 38,7 Milliarden Euro wachsen, nach einem Rückgang um 10 Prozent ein Jahr zuvor.
Analyst Kenneth Fong von der Schweizer Bank UBS sieht vor allem kleinere Spiele-Entwickler und -Anbieter unter Druck durch die geplanten Einschränkungen. Große Entwickler dürften sich vergleichsweise besser halten, denn sie verfügten über mehr und andere Mittel, Gamer anzuziehen und zu binden./mis/tih/jha
Quelle: dpa-AFX