BERLIN (dpa-AFX) - Hardware-Nachrüstungen älterer Diesel für einen geringeren Schadstoffausstoß kommen aus Sicht des Autofahrerclubs ADAC zu langsam in Gang. Nach einer eigenen Recherche seien bisher nur wenige Fahrzeuge tatsächlich technisch nachgerüstet worden, erläuterte der Club. Demnach hätten bis Mitte dieses Jahres rund 300 Mercedes-Fahrer eine Nachrüstung vorgenommen und bei Daimler
Der ADAC kritisierte dies als unbefriedigend. Technikpräsident Karsten Schulze sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Gerade vor dem Hintergrund, dass zahlreichen Autobesitzern die Neuanschaffung eines emissionsarmen Fahrzeugs nicht möglich ist, ist eine höhere Nachrüstungsquote wünschenswert." Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hatte vor einem Jahr erste Genehmigungen für Nachrüstsysteme erteilt. Die Umbauten direkt am Motor sind Teil eines Maßnahmenpakets der Bundesregierung, um Fahrverbote für ältere Diesel zu vermeiden.
Der ADAC forderte bessere Rahmenbedingungen. Eine Nachrüstung mit sogenannten SCR-Systemen scheitere teils auch an Kosten von bis zu 3500 Euro für Pkw. Von den Autobauern beteiligten sich bisher nur Daimler und Volkswagen an einer Förderung, erläuterte der Club. Diese gebe es zudem nur in bestimmten "Intensivstädten" mit hoher Schadstoffbelastung. Im Sinne des Umweltschutzes sei es notwendig, eine Förderung bundesweit zu gewährleisten und weitere Hersteller in die Pflicht zu nehmen, sagte Technikpräsident Schulze.
Neben den lange umstrittenen Hardware-Nachrüstungen gehört auch neue Abgas-Software zu den Maßnahmen für sauberere Stadtluft. Die deutschen Autobauer hatten Software-Nachrüstungen bei 5,3 Millionen älteren Diesel-Autos versprochen - und dies mit einem Jahr Verspätung Anfang 2020 geschafft. Damit soll der Schadstoffausstoß deutlich stärker verringert werden als zunächst angenommen. Darüber hinaus war 2018 angekündigt geworden, dass eine Million Diesel zusätzlich neue Software bekommen sollen - also insgesamt 6,3 Millionen Fahrzeuge.
Die Luftbelastung mit gesundheitsschädlichem Stickstoffdioxid (NO2) ist im vergangenen Jahr deutlich gesunken. Der EU-Grenzwert wurde nach amtlichen Daten in 25 Städten überschritten, 2018 waren es noch 57 gewesen. Im Jahresmittel darf die Belastung mit NO2, das laut Umweltbundesamt in verkehrsreichen Städten hauptsächlich aus Diesel-Abgasen stammt, den Wert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft nicht überschreiten./sam/DP/zb
Quelle: dpa-AFX