Nach der Zulassung von Monjuvi und der Neuausrichtung ist es ruhig geworden um Morphosys. Doch CEO Jean-Paul Kress zeigt sich im Interview zuversichtlich.
Mehr als 40 Prozent hat die Morphosys-Aktie in den vergangenen sechs Monaten verloren. Zuletzt konnte sich das Papier stabilisieren. DER AKTIONÄR hat mit dem Vorstandsvorsitzenden Jean-Paul Kress über die Perspektiven gesprochen.
DER AKTIONÄR: Herr Kress, was hat Morphosys noch in der Pipeline?
Jean-Paul Kress: Unser größter Hoffnungsträger ist der Wirkstoff Pelabresib, den wir aktuell in einer Phase-3-Studie zur Erstlinienbehandlung bei Myelofibrose, einer seltenen Form von Knochenmarkskrebs, untersuchen. Pelabresib ist eines der Präparate, die wir durch die Übernahme von Constellation Pharmaceuticals erworben haben, und hat das Potenzial, die Standardtherapie bei Myelofibrose zu verbessern. Die im Dezember vorgestellten Pelabresib-Daten machen uns zuversichtlich, dass wir auf einem sehr guten Weg sind. Wir glauben, dass Pelabresib ein Umsatzpotenzial von mehr als einer Milliarde Dollar, also Blockbuster-Potenzial, hat.
Im Laufe dieses Jahres rechnen wir noch mit Daten aus den beiden Phase-2- Programmen mit unserem EZH2-Inhibitor, CPI-0209, und unserem CD38-Antikörper Felzartamab.
2022 wird außerdem ein spannendes Jahr für zwei unserer auslizensierten Entwicklungsprogramme: Roche plant im vierten Quartal Daten aus den beiden zulassungsrelevanten GRADUATE-Studien mit Gantenerumab bei der Alzheimer-Erkrankung bekannt zu geben. Und wir erwarten, dass GlaxoSmithKline Phase-3-Daten für Otilimab bei rheumatoider Arthritis vorlegen wird. Für beide Programme erhalten wir Lizenzgebühren.
Wo sehen Sie langfristig bei Morphosys den Fokus?
Wir wollen mit unseren neuartigen Medikamenten krebskranken Menschen ein besseres und längeres Leben ermöglichen. Dafür sind wir gut aufgestellt: Mit der Übernahme von Constellation Pharmaceuticals ist unsere Pipeline so stark wie nie und wir sind nun auf dem Weg, ein führendes Unternehmen im Bereich der hämatologischen Onkologie zu werden. Pelabresib könnten wir in drei Jahren auf den Markt bringen, das ist nicht mehr lange für unsere Branche. Und 2026 wollen wir profitabel sein und einen positiven Cashflow erzielen.