Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer hat seine verbliebenen Aktivitäten in Russland gerechtfertigt. "Einer Krebspatientin in Sankt Petersburg nun lebenswichtige Medikamente vorzuenthalten, hieße in letzter Konsequenz nichts anderes, als den Tod weiterer Zivilisten in Kauf zu nehmen", sagte Bayer-Chef Werner Baumann.
Der Leverkusener Konzern habe bereits auf den Krieg der russischen Führung reagiert und etwa Werbungen und Investitionen in Russland gestoppt. "Wir haben alle Ausgaben in Russland eingestellt, die nicht unmittelbar mit unseren unverzichtbaren Produkten zusammenhängen", sagte der Bayer-Chef. Gleichzeitig empfinde man "eine ethische Verpflichtung" für die Zivilbevölkerung in Russland. "Dieser vollkommen sinnlose Krieg hat bereits sehr viele Menschenleben gekostet."
Die wirtschaftlichen Folgen von Krieg und Sanktionen sind laut Baumann im ersten Quartal in den Unternehmenszahlen noch nicht sichtbar. Es zeichne sich ab, dass der Konzern erfolgreich in das Geschäftsjahr 2022 gestartet sei. "Gerade im Agrargeschäft sehen wir ein deutlich positiveres Marktumfeld als in den vergangenen Jahren", berichtete der Manager. Mit der Ausrichtung auf die Bereiche Gesundheit und Ernährung sei Bayer gerade jetzt besonders gefordert, um in der Krise einen Beitrag zur Versorgung der Menschen zu leisten.
Bedarf für Wertminderungen im Russland- und Ukraine-Geschäft sieht Baumann derzeit nicht. Zudem bestehe Versicherungsschutz für die Vermögenswerte in den beiden Ländern.
Die Aktie von Bayer kann nach der Korrektur zuletzt am heutigen Freitag wieder zulegen. Das Papier gewinnt am Nachmittag 1,4 Prozent auf 62,84 Euro. Zuvor wurde die 38-Tage-Linie erfolgreich getestet. Aufgrund der weiterhin ungelösten Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten mahnt DER AKTIONÄR allerdings weiter zur Vorsicht, was ein Investment auf der Long-Seite angeht.