Am Freitag stimmen die Bayer-Aktionäre darüber ab, ob sie den Konzernchef Werner Baumann entlasten. Die Entwicklung am Kapitalmarkt spricht bisher nicht für ihn: Im vergangenen Jahr stand die Bayer-Aktie im Vergleich zum Gesamtmarkt schlechter da. Die Monsanto-Übernahme macht dem Konzern nach sechs Jahren immer noch zu schaffen.
Bayer-CEO Werner Baumann befindet sich in einer Vertrauenskrise. Die Ziele, die der Vorstand kommuniziert, würden die Investoren nicht für bare Münze nehmen, so Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei der Deka Investment in einer Pressemitteilung. „Die Enttäuschungen aus der Vergangenheit wiegen zu schwer.“
Neben der Unruhe im Vorstand haben demnach Rechtsrisiken und die ungewisse Pharmapipeline des Konzerns das Geschäftsjahr 2021 geprägt. Darunter litt auch der Aktienkurs. Die Bayer-Aktie habe sich im vergangenen Jahr um mehr als 25 Prozent schlechter entwickelt als der Stoxx600 Europe Healthcare. Im Vergleich mit dem DAX40 sei sie um rund 15 Prozent abgeschlagen.
Monsanto: „Verlorenes Jahr“
Im Hinblick auf die Monsanto-Übernahme würden die Aktionäre „wieder einmal auf ein verlorenes Jahr“ blicken, so Speich. Der Vorstand müsse nun nicht nur im operativen Geschäft liefern, sondern auch Rechtsrisiken aufräumen. Dabei sei vor allem Bayers „Fünf-Punkte-Programm“ von Bedeutung.
Gegen Konzernchef Baumann spricht sich die Deka Investment allerdings nicht aus. Die Bank sehe „eine übereilte Veränderung, insbesondere in der Position des Vorstandsvorsitzenden, als nicht zielführend an.“ Dadurch würde Bayer unnötig Zeit verlieren. „Erst im Zuge einer Strategieanpassung kann auch über personellen Veränderungen diskutiert werden“, so Speich.
Bayers Fünf-Punkte-Programm zum effektiven Umgang mit potenziellen künftigen Glyphosat-Klagen von Mai 2021 war ein wichtiger Schritt. Der Bayer-Vorstand muss jetzt zeigen, dass den Worten Taten folgen. Nur so kann der Konzern die Vertrauenskrise am Kapitalmarkt überwinden. Bis dahin überwiegen für den AKTIONÄR bei der Bayer-Aktie nach wie vor die Risiken.