Viele Modelle, viele Werke, sehr viel Geld – und wahrscheinlich auch einige Top-Personalien: Die Agenda für die wohl letzte Sitzung des Volkswagen-Aufsichtsrats in diesem Jahr ist randvoll. Nach einem Treffen seines Kontrollgremiums will der Konzern am Donnerstagnachmittag (14.30 Uhr) über die jüngsten Beschlüsse informieren. Eigentlich war dies schon für Mitte November geplant. Doch weiterer Beratungsbedarf bei manchen Fragen verzögerte den Ablauf.
Bei ihrer traditionellen Herbstrunde befassen sich die Aufsichtsräte in erster Linie mit Vorschlägen des Managements, wo welche Ausgaben in den nächsten fünf Jahren wie zu verteilen sind. Dabei kann es zu Rivalitäten zwischen den Marken und Standorten im weltweiten VW-Netz kommen. Besonderes Augenmerk liegt zurzeit darauf, wie sich die Investitionen in alternative Antriebe sowie Software und Vernetzung aufschlüsseln, berichtet dpa-AFX. Auf der anderen Seite ringen Fabriken mit einem Schwerpunkt auf der Verbrenner-Produktion um Zusagen für E-Modelle und neue Konzepte zur Weiterqualifikation der Beschäftigten.
Dieses Jahr wurden die Verhandlungen von einem Reizthema in den Schatten gestellt: dem konfliktgeladenen Verhältnis zwischen Vorstandschef Herbert Diess und dem Betriebsrat sowie der IG Metall, teils auch dem Land Niedersachsen als zweitgrößtem Eigner.
Vor der Bekanntgabe der erwarteten Entscheidungen zu Top-Personalien wollte das Unternehmen vorab auch entsprechende Medienberichte nicht kommentieren. Theoretisch denkbar wäre außer einem Abgang von Diess oder einer Weiterbeschäftigung im bisherigen System zum Beispiel eine Mischlösung. Demnach bliebe er formal Konzernchef, würde sich in der Funktion aber auf eine Art strategische Gesamtplanung konzentrieren. VW-Kernmarkenchef Ralf Brandstätter wurde als zusätzliches Mitglied des Konzernvorstands und als China-Chef ins Spiel gebracht – auch dazu gab es vor der Sitzung weder eine Bestätigung noch ein Dementi.
Die Aktie von Volkswagen hatte in den vergangenen Monaten deutlich Federn lassen müssen, zuletzt konnte sie aber wieder positive Signale generieren. Doch wichtige Hürden gilt es noch zu nehmen, bevor man von einer Trendwende sprechen kann – unter anderem das Vor-Corona-Hoch bei 187,74 Euro.