19,06 Euro extra pro Aktie – diese Summe bekommen die Anteilseigner von Volkswagen aus dem Gesamterlös des Börsengangs der Tochter Porsche. Doch trotz der Sonderdividende waren am Freitag zur außerordentlichen Hauptversammlung in Berlin nicht alle Anleger komplett zufrieden.
Die Dominanz des Porsche/Piëch-Clans, die Doppelrolle von Oliver Blume als neuer Konzern- und gleichzeitiger Porsche-Chef, Höhe und Zahlungstermin der zusätzlichen Ausschüttung aus der Ausgabe von Vorzugsaktien und dem Verkauf von Stammaktien der Porsche AG: Das waren nur einige strittige Punkte in der Aussprache zwischen der Spitze des Wolfsburger Autobauers und Aktionären. Auch die Lage von Deutschlands größtem Unternehmen in China – mit erstarkender Elektrokonkurrenz und Berichten über Menschenrechtsverletzungen – kam auf die Agenda.
Dabei sollte das eigentliche Thema, das Absegnen der Dividende, der einzige offizielle Tagesordnungspunkt sein. Am Ende gab es doch fast keine Voten dagegen. Zustimmung: mehr als 99,99 Prozent.
Zu der komplexen Konstruktion für den größten deutschen Börsengang seit der Telekom 1996 gehörte neben der Ausgabe der Vorzugsaktien – sie spülten VW 9,1 Milliarden Euro in die Kasse – auch, dass 25 Prozent plus eine Stammaktie an die PSE gehen. Der VW-Hauptaktionär will so eine Sperrminorität bei zentralen Beschlüssen bei Porsche bekommen.
Die von den Familien Porsche und Piëch kontrollierte Holding gab dafür 10,1 Milliarden Euro aus. Mancher sieht das als Zementierung ihrer Macht und als eine Art Selbstbedienungsgeschäft, denn die PSE kann mit der jetzt beschlossenen Dividende zumindest einen Teil der Kosten wieder direkt einspielen. Ein großer Batzen soll nach den bisherigen Plänen allerdings auch über Schulden finanziert werden.
Etliche kleinere Aktionäre witterten eine "unzulässige Begünstigung" der VW-Großeigner PSE, Niedersachsen und Katar. Auch bei den öffentlich gehandelten Vorzugsaktien machten vor allem Großanleger einen Stich: Sie erhielten über 94 Prozent der knapp 114 Millionen Papiere. Viele Privatanleger gingen leer aus.
Nicht alle in Berlin plädierten für eine üppigere Ausschüttung. So fand die Sparkassen-Fondstochter Deka den vorgeschlagenen Wert "viel zu hoch". VW brauche sein Geld jetzt primär für den weiteren Umbau in Richtung E-Mobilität und Digitalisierung. Das sieht auch Greenpeace so: "In einem historischen Branchenumbruch eine milliardenschwere Sonderdividende auszuschütten, während Volkswagen Konkurrenten hinterherläuft, ist eine kurzsichtige Entscheidung", sagte der Finanzexperte der Umweltorganisation, Mauricio Vargas. Nicht nur Tesla, auch chinesische Anbieter preschen voran. VW konnte seinen Elektroauto-Absatz zuletzt aber wieder deutlich ausbauen.
Die Aktie von Volkswagen konnte am Freitag schließlich deutlich ins Plus drehen. Am Ende ging das Papier mit einem Plus von 2,2 Prozent auf 136,54 Euro aus dem Handel. Aus charttechnischer Sicht würde sich das Bild aber erst deutlich aufhellen, wenn der Sprung über die 200-Tage-Linie gelingt. Halten.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Volkswagen, Porsche AG.