Um in den USA nicht von öffentlichen Aufträgen ausgeschlossen zu werden, nimmt der Autobauer Volkswagen weitere Auflagen und Kontrollen in Kauf. Dabei spielt die Kern-Marke VW bei der Ausstattung von US-Behörden nur eine geringe Rolle. DER AKTIONÄR zeigt, warum die Vereinbarung dennoch bedeutend für den Konzern ist.
Nachdem bekannt werden des Dieselskandals wurden Volkswagen nicht nur Strafzahlungen in Milliardenhöhe auferlegt, seit rund zwei Jahren kontrolliert nun auch der Monitor Larry Thompson den Kulturwandel bei den Wolfsburgern. Am Mittwoch wird der frühere FBI-Direktor einen weiteren Zwischenbericht vorlegen und zeigen, ob VW weitere Fortschritte im Wandel der Unternehmenskultur gemacht hat.
Gemeinsam mit der US-Umweltbehörde EPA vereinbarte der Konzern nun einen zweiten Aufpasser an die Seite gestellt zu bekommen, um nicht von öffentlichen Aufträgen ausgeschlossen zu werden.
Ab Herbst wird nun zusätzlich auch John Hanson dem Autobauer auf die Finger schauen, die Laufzeit seines Mandats beträgt dabei zunächst ebenfalls drei Jahre, kann jedoch bei gutem Verlauf auf zwei Jahre verkürzt werden und ist insgesamt weniger Umfangreich als das erste, wie ein VW-Sprecher mitteilte.
Wirtschaftlich geringe Bedeutung
Aus wirtschaftlicher Sicht ist die Bedeutung öffentlicher Aufträge aus den USA für Volkswagen zwar im Vergleich mit Deutschland gering, da die Fahrzeuge des Konzerns bei den US-Behörden deutlich seltener als Dienstwagen eingesetzt werden, wie hierzulande. Allerdings ist das Signal, das mit der Vereinbahrung einher geht, weitaus wichtiger: Ein Ausschluss von öffentlichen Aufträgen in den USA könnte auch zu Nachteilen in anderen Ländern führen, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet.
Auch in einem schwachen Marktumfeld kann sich die VW-Aktie weiterhin über der Marke von 145 Euro behaupten. Damit sich der Aufwärtstrend weiter fortsetzen kann, bedarf es jedoch eines nachhaltigen Sprungs über die 200-Tage-Linie bei 147,22 Euro. Gelingt dies, dürfte der Aktienkurs weiteren Rückenwind erhalten.
Durch die Vereinbahrung mit der Umweltbehörde wahrt sich VW die Chance auf öffentliche Aufträge in den USA. Zudem könnte womöglich bald eine Einigung im Streit mit US-Klägern um geschönte Verbrauchsangaben folgen. Insgesamt beleibt die weitere Entwicklung der Automobilindustrie jedoch ungewiss. Bereits investierte Anleger belassen den Stopp bei 135 Euro und halten an der Aktie fest.