Endlich herrscht Klarheit: Herbert Diess bleibt nach dem jüngsten Streit mit dem Betriebsrat an der Spitze von Volkswagen, bekommt aber weitere Führungskräfte an seine Seite. Bei den Zukunftsthemen Elektromobilität und Digitalisierung packt Europas größter Autokonzern in den kommenden fünf Jahren weitere Milliarden drauf.
Was passiert mit VW-Chef Herbert Diess? Zwischen den beiden Extremvarianten "Diess muss gehen" oder "Nichts ändert sich", wurde zuletzt wild spekuliert. Vor kurzem hatte sich Diess einmal mehr mit der Betriebsratschefin Daniela Cavallo überworfen.
Am Donnerstag dann wurde der Konflikt gelöst. Es wird für die Zukunft eine Art Kompromiss geben: Diess wird an der VW-Spitze bleiben, erhält jedoch einen anderen Zuschnitt seiner Aufgaben und Gesellschaft von neuen Manager-Kollegen. Die Entscheidung ist richtig.
"Es wäre ein Treppenwitz der Industriegeschichte gewesen, wenn Herbert Diess nicht mehr VW-CEO wäre. Alles was heute an großen Investitionen beschlossen wurde fußt auf der Diess-Strategie. Das große Investitionsprogramm von heute trägt die Handschrift von Diess und es setzt die Neuausrichtung von VW zu 100% fort. Also im Inhalt wird VW morgen mehr Diess haben als heute", sagt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer gegenüber dem AKTIONÄR.
Was die Investitionen für die nächsten Jahre betrifft, so hat Volkswagen noch ein paar Milliarden draufgepackt:
Im Wettstreit mit Konkurrenten wie Tesla und chinesischen E-Autobauern Nio, Xpeng oder Aiways greift VW tiefer in die Tasche. Über die kommenden fünf Jahre sollen 56 Prozent der Gesamtsumme - gut 89 Millionen Euro - für den Umbau zu alternativen Antrieben sowie zur Digitalisierung von Modellen und Produktionsverfahren ausgegeben werden. Ende vorigen Jahres hatte der Betrag bei 73 Milliarden Euro gelegen.
Parallel baut Diess Cariad aus, um die Fertigungstiefe der Software- und Steuersysteme zu erhöhen. Mehr eigene Software ist ein zentrales Thema bei vielen Autobauern. Ihnen geht auch darum zu verhindern, dass in Zukunft IT-Riesen aus den USA und Asien den Ton angeben.
Auch das Thema autonomes Fahren wird viele Milliarden verschlingen. Hier ist Volkswagen mit Argo.AI gut positioniert.
Summa summarum wird die Volkswagen-Gruppe in den kommenden fünf Jahren 159 Milliarden Euro (vorher veranschlagt waren 150 Milliarden Euro in Zukunftsthemen Elektromobilität, Software und autonomes Fahren packen.
Ziel: 2026 sollen ein Viertel der verkaufen Konzernautos reine Stromer sein. Umweltschützer stören sich daran, dass VW weiter viele große SUVs im Programm habe.
Die personellen Veränderungen werden endlich zur Beruhigung der Lage beim Autobauer beitragen. Dadurch kann sich das Management wieder auf die wichtigen Aufgaben konzentrieren: Hochfahren der ID-Modelle, Software und autonomes Fahren. Grundsätzlich ist VW auf dem richtigen Weg, die Aktie zwischen 160 und 170 Euro ein Kauf!