Anhaltende Gewinnmitnahmen haben den europäischen Automobilsektor zuletzt nach unten gedrückt. Der Branchenindex war erst Anfang Juni nach einer monatelangen Rally knapp an einem Rekordhoch vorbei geschrammt. Angetrieben wird der Sektor generell von dem aktuellen Konjunkturaufschwung und dem starken Trend zur Elektrifizierung in der Branche. Zuletzt aber brachten unter anderem schlechte Zahlen aus China die Branche etwas aus dem Tritt. Die VW-Aktie steht vor einer entscheidenden technischen Marke.
Zuletzt wurde die VW-Aktie von der Meldung gestützt, dass die Wolfsburger die Mehrheit an ihrer prestigeträchtigen französischen Luxusmarke Bugatti abgeben werden. Zwar will man über die Sportwagentochter Porsche AG einen Restanteil an Bugatti behalten, Kontrolle und Haupteigentümerschaft gehen aber auf das kroatische Unternehmen Rimac über.
Laut dem Analysten Thomas Besson von der Investmentbank Kepler Cheuvreux ist die Veränderung bei der Eigentümerstruktur von Bugatti strategisch sinnvoll. Langfristig könne daraus Wert für die Aktionäre entstehen. Er hält weiter an seiner Kaufempfehlung für die VW-Aktie fest. Sein Kursziel lautet 290 Euro.
Auch die kanadische Bank RBC sieht die Abgabe der Mehrheit an Bugatti für Volkswagen sinnvoll. Dass die Sportwagentochter Porsche AG im Rahmen eines Gemeinschaftsunternehmens mit dem kroatischen Autobauer Rimac künftig nur noch 45 Prozent an der Sportwagen-Edelmarke halten wird, ist laut Analyst Tom Narayan keine Überraschung. Obwohl Porsche dank seines Anteils an Rimac faktisch 58 Prozent an dem Joint Venture halte, werde Rimac dieses steuern. Bei wichtigen Fragen dürfte VW aber wohl weiterhin ein Wörtchen mitsprechen, glaubt der Experte. Die Fokussierung der Wolfsburger auf Elektrofahrzeuge sehe er positiv. Sein Kursziel lautet 290 Euro.
Andere Experten halten bei VW auch das Abstoßen weiterer Randaktivitäten für realistisch.
Gegenwind bekam VW zuletzt allerdings aus China. Der Absatz der Hersteller von Autos und Nutzfahrzeugen an die Händler sank im Jahresvergleich voraussichtlich deutlich um 16,3 Prozent auf 1,93 Millionen Fahrzeuge, wie der Herstellerverband China Association of Automobile Manufacturers (CAAM) am Montag in Peking auf Basis vorläufiger Berechnungen mitteilte. Und auch der Marktstart des Hoffnungsträgers ID.4 war enttäuschend.
Die VW-Aktie stand zu Wochenbeginn deutlich unter Druck. Die Unterstützung bei 212,50 Euro wurde nach unten durchbrochen. Aus technischer Sicht bietet der Bereich zwischen
200 und 205 Euro Support. Hier hat die VW-Aktie bereits in der Vergangenheit mehrmals wieder nach oben gedreht. Wer noch nicht investiert ist, versucht in diesem Bereich mit einer ersten Position zum Zug zu kommen.