Der schwer in der Krise steckende Gasversorger Uniper hat am Mittwoch seine Zahlen zum abgelaufenen Halbjahr präsentiert. Wie erwartet musste der MDAX-Konzern herbe Verluste im Milliardenbereich verkraften, die Aktie verliert nach der Erholungsrally der vergangenen Tage im frühen Handel wieder an Boden.
Der Konzernfehlbetrag belief sich im ersten Halbjahr auf über zwölf Milliarden Euro. Mit 6,5 Milliarden Euro steht mehr als die Hälfte davon im Zusammenhang mit erwarteten künftigen Unterbrechungen der Gaslieferungen. Außerdem sind in der Summe bereits bekannte 2,7 Milliarden Euro Abschreibungen enthalten – unter anderem für die Pipeline Nord Stream 2.
Besserung erwartet der Konzern erst in den kommenden Jahren. „Für 2023 erwarten wir eine Ergebnisverbesserung und streben an, ab 2024 die Verlustzone zu verlassen“, so Finanzchefin Tiina Tuomela. Für das laufende Jahr erwartet Uniper infolge der deutlich reduzierten russischen Gaslieferungen ein negatives Ergebnis. Die Angabe einer adäquaten Bandbreite sei angesichts des volatilen Umfelds nicht möglich.
Im Mittelpunkt der Krise
Uniper spielt als größter deutscher Gasimporteur wegen der seit Wochen stark verminderten Gaslieferungen aus Russland eine zentrale Rolle in der Gaskrise. Das Unternehmen muss wegen der Drosselung der Lieferungen und einer starken Abhängigkeit von Gas aus Russland nun teureres Gas auf dem Markt kaufen, um Verträge zu erfüllen. Das führte zu Liquiditätsproblemen, weil Uniper die Preissteigerungen bislang nicht weitergeben konnte. Uniper beliefert mehr als 100 Stadtwerke und Industriefirmen. Um den Konzern zu stützen, wurde ein milliardenschweres Rettungspaket geschnürt. Es sieht unter anderem vor, dass der Bund mit 30 Prozent bei dem Düsseldorfer Unternehmen einsteigt.
Es kommt nicht überraschend, dass Uniper extreme Verluste erlitten hat. Dennoch bekommt die jüngste Erholung der Aktie durch die Zahlen einen Dämpfer. DER AKTIONÄR rät angesichts der enormen Risiken aber ohnehin weiter von einem Investment ab. Uniper ist aktuell nur etwas für Zocker.
Mit Material von dpa-AFX