Zwischen Januar und April hat Tesla die Preise für das Model 3 und das Model Y sechs Mal gesenkt. Elon Musk will dadurch die Nachfrage nach seinen Elektroautos hochhalten, um langfristig das Geschäft mit Full-Self-Drive (FSD)-Funktionen anzukurbeln. Viele Analysten sehen die Strategie jedoch skeptisch. Für Toni Sacconaghi von Bernstein Research ist die Tesla-Aktie noch immer viel zu hoch bewertet.
Analyst Toni Sacconaghi von Bernstein Research hat die Einstufung der Tesla-Aktie nach einer Telefonkonferenz mit Investoren auf "Underperform" mit einem Kursziel von 150 US-Dollar belassen. Die jüngsten Preissenkungen des Elektroautobauers seien eine Antwort auf unzureichende Nachfrage, schrieb Analyst Toni Sacconaghi in einer am Dienstag vorliegenden Studie. Das Produktionsniveau habe die Nachfrage überstiegen, was auf unrealistische Zielmengen und eine zunehmende Sättigung in den Marktsegmenten Model 3 sowie Y zurückzuführen sei und sich in längeren Auftragsvorlaufzeiten sowie erhöhten Lagerbeständen widerspiegele. Die Reaktionen der Wettbewerber auf die Preissenkungen von Tesla seien je nach Region unterschiedlich gewesen.
"Wir passen unsere Preise grundsätzlich an die Nachfrage an", sagte Musk vor wenigen Tagen in einem Interview mit CNBC. "Alle Autofirmen nehmen eine signifikante Preisanpassung vor. Es ist nur so, dass Tesla so unmittelbar und offensichtlich transparent ist", ergänzte der Tesla-Chef.
Elon Musk versucht einen Strategie-Schwenk bei Tesla zu einem Zeitpunkt, zu dem die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen durch eine sich abschwächende Wirtschaft bedroht ist und die Konkurrenz größer ist als je zuvor.
Dennoch: der Markt für Elektroautos wird weiter zulegen. Die International Energy Association geht davon aus, dass im Jahr 2023 weltweit 14 Millionen Elektrofahrzeuge verkauft werden. Ungefähr 13 Prozent davon würde auf Tesla entfallen, wenn das Unternehmen sein Produktionsziel von 1,8 Millionen Fahrzeugen erreicht und alle produzierten Fahrzeuge verkauft.
S&P Global prognostiziert, dass bis 2030 etwa 47 Prozent der in den USA zugelassenen Fahrzeuge batteriebetriebene Elektrofahrzeuge, Plug-in-Hybridfahrzeuge und Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge sein werden.
Die Rabatte werden sich in Zukunft negativ auf Teslas Margen auswirken. Ob die Strategie aufgeht, mit Hilfe geringerer Preise mehr Autos zu verkaufen, um dann in Zukunft mehr Software-Geschäft via FSD-Funktionen zu machen, muss man abwarten. Die Zahl der E-Modelle sowie die Zahl der Anbieter wird in den nächsten Jahren zunehmen. Der Anstieg der Modellvielfalt wird auch neue Kunden in das Segment der Elektroautos locken. Auf der anderen Seite steigt dadurch aber auch die Konkurrenz für Tesla.
Für die Aktie spricht derzeit das Chartbild. Die 100-Tage-Linie bei 171,14 Dollar wurde geknackt. Im Anschluss übersprang das Papier auch die 50-Tage-Linie bei 177,80 Dollar. Der nächste Zwischenstopp leigt bei 203.50 Dollar. Hier verläuft die für den langfristigen Trend wichtige 200-Tage-Linie.