Tesla verdiente 2021 trotz Chipkrise und Lieferkettenproblemen so viel wie noch nie in einem Geschäftsjahr. Gut 936.000 ausgelieferte Fahrzeuge bedeuteten ein Plus von 87 Prozent. Langfristig peilt das Unternehmen jährliche Wachstumsraten von rund 50 Prozent an. Und dennoch konnte Elon Musk Anleger und Analysten ausnahmsweise nicht überzeugen.
Da es weiter in den Lieferketten hakt, trat Tesla-Chef Musk etwas auf die Bremse. "Wir werden keine neuen Fahrzeugmodelle vorstellen in diesem Jahr", sagte er während einer Telefonkonferenz mit Analysten.
Soll heißen: Der Cybertruck wird nicht vor 2023 kommen, was dazu führt, dass sich die Konkurrenten die Hände reiben. Ford wird seinen F150 Lightning Pickup 2022 ausrollen. GM hat erste Exemplare seines Hummer EV im Dezember an die Kunden ausgeliefert.
Darüber hinaus wird vorerst die Entwicklung eines „Billig-Tesla“ für rund 25.000 Dollar auf Eis gelegt.
Grund genug für Patrick Hummel von der UBS, die Aktie auf „Neutral“ zu setzen. Der operative Gewinn sei mehr oder weniger erwartungsgemäß gewesen, schrieb Hummel in einer Studie. Für 2022 habe der Elektroautobauer aber betont, dass Probleme in der Lieferkette ein limitierender Faktor blieben. Ein neues Produkt sei vorerst nicht in der Pipeline. Hummels Kursziel lautet 1.000 Dollar.
Weitaus optimistischer bleibt das Analysehaus Jefferies. Mit dem vierten Quartal habe der E-Autobauer lediglich die schnell steigenden Konsensschätzungen erfüllt, beim freien Barmittelfluss aber dank Zuflüssen im Betriebskapital besser als gedacht abgeschnitten, schrieb Analyst Philippe Houchois. Die operativen Kennziffern seien außergewöhnlich und als Bedrohung für die herkömmlichen Autobauer zu sehen. Die Pessimisten dürften aber den Mangel an neuen Modellen im Jahr 2022 hinterfragen. Philippe Houchois bleibt deshalb bei seiner Kaufempfehlung. Sein Kursziel lautet 1.400 Dollar.
Aus charttechnischer Sicht hat die Tesla-Aktie mit dem Rebound am Freitag die wichtige 200-Tage-Linie verteidigt. Anleger sollten sich bei einer Investition in die Aktie immer vor Augen halten, dass der Elektroauto-Pionier mit einem Börsenwert von knapp einer Billion Dollar auch nach dem Rücksetzer mehr als sportlich bewertet ist. Das Risiko ist dementsprechend höher im Vergleich zu einem Investment in General Motors.
Positive Katalysatoren für die Aktie könnten im Jahr 2022 das Thema autonomes Fahren sowie neue Software-Abos und die Inbetriebnahme neuer Werke sein.