Die gestern nach Börsenschluss von Tesla gelieferten Zahlen wirken heute noch mächtig nach. Die Aktie ist mit Abstand der beste Wert im aktuellen Handel des NASDAQ 100. Die Zahlennachlese fällt allerdings differenzierter aus.
Tesla befindet sich nicht mehr im Wachstumsmodus. Der Gewinn pro Aktie für das erste Quartal fiel mit 45 Cents im Vergleich zum Vorjahr um fast die Hälfte. Dennoch gab die Aktie nach der Zahlenvorlage um mehr als zwölf Prozent. Auch wenn Tesla die Prognosen bei Umsatz und Gewinn riss, hatten wohl viele Anleger am Markt mit noch schlechteren Ergebnissen gerechnet. Einige Analysten hatten nur einen Gewinn je Aktie von 0,20 Dollar auf dem Zettel
Die Ansage Tesla, Veränderungen bei der Produktpalette vorzunehmen, dürfte ein wichtiger Grund für den Anstieg der Aktie sein. Zumindest ein Teil des seit Jahresbeginn aufgelaufenen Verlustes von 42 Prozent kann das Papier damit aufholen. Das Unternehmen teilte mit, dass es die „Einführung neuer Modelle vor dem angekündigten Produktionsstart in der zweiten Hälfte des Jahres 2025“ beschleunigen will.
Das heißt, dass der lang erwartete und preisgünstigere Tesla, auch als Model 2 bekannt, kommt wahrscheinlich früher als erwartet. Und die Priorität dafür ist hoch.
„Das Quartal war eine Katastrophe, aber das war ja bekannt“, sagte Wedbush-Analyst Dan Ives. „Das Wichtigste ist, dass Tesla sich nicht nur auf Autonomie/Robotaxis konzentriert und das kostengünstigere Model 2 vorantreibt... endlich ein intelligenter strategischer Plan, den die Straße sehen will.“
Die Zeit drängt, denn preisgünstige E-Autos auf dem Markt sind allgemein Mangelware. Es gibt ein Überangebot an hochpreisigen E-Fahrzeugen und nun eine Stagnation bei Neuwagenverkäufen. In China dagegen ist die Lage anders. Der Anteil der Stromer Fahrzeuge den Neuwagenverkäufen liegt dort bereits bei fast 25 Prozent, aber der Wettbewerb ist hart. Dutzende von Modellen in allen Preisklassen kämpfen um Marktanteile. Hinzu kommt, dass der Großteil des von Citi-Analyst Jeff Chung für 2024 und 2025 prognostizierten Wachstums bei Elektroautos in China auf Fahrzeuge unter 30.000 Dollar entfällt, wo Tesla nicht vertreten ist.
Anleger und Analysten goutieren die positiven News zur Produktion eines oder mehreren neuen, günstigen Stromern. Die Modelle werden aber wohl eher ein Update beziehungsweise eine Weiterentwicklung der Modelle 3 und Y darstellen. Kannibalisierungseffekte mit den bestehenden Modellen sind also nicht ausgeschlossen. Es zwingend erforderlich, dass Elon Musk im Bereich KI- und FSD (Full Self- Driving) schnellstmöglich Ergebnisse liefert. Abwarten.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstand der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Leon Müller, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Tesla.