Die Tesla-Aktie hat ihre Talfahrt gestoppt – vorerst zumindest. Das Papier kam zuletzt deutlich unter die Räder, weil CEO Elon Musk zur Finanzierung des Twitter-Deals Tesla-Aktien im Wert von mehr als 40 Milliarden Dollar verkauft hat. Darüber hinaus haben auch steigende Zinsen und die wirtschaftliche Unsicherheit Sorge geschürt, dass die Nachfrage nach Neufahrzeugen – allen voran den eher hochpreisigen Elektroautos - schwächer ausfallen könnte. Hinzu kam die Ankündigung eines vorübergehenden Produktionsstopps im wichtigsten Werk in Schanghai.
Sind alle negativen Nachrichten endlich eingepreist?
Geht es nach Morgan Stanley-Analyst Adam Jonas birgt das aktuelle Kursniveau Kurschancen. Jonas begründete dies in seiner neuesten Studie mit der niedrigen Bewertung, dem guten Mittelzufluss, den Innovationen und der Kostenführerschaft des Unternehmens. Der Elektrofahrzeughersteller dürfte in der Lage sein, seinen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz auszubauen, glaubt der Experte. Er bevorzugt Branchenunternehmen wie Tesla, die "ihre Größe und Kostenführerschaft in der gesamten Wertschöpfungskette unter Beweis gestellt haben". Dementsprechend sportlich ist auch nach wie vor sein Kursziel. Zwar nahm Jonas dies von 330 Dollar auf 250 Dollar zurück, jedoch sieht der Experte damit für die Aktie noch immer Potenzial von 100 Prozent.
„2023 wird Tesla mit ernsthaftem Wettbewerbsdruck konfrontiert sein, der sich sowohl in den USA als auch in China abzeichnet."
„2023 wird Tesla mit ernsthaftem Wettbewerbsdruck konfrontiert sein, der sich sowohl in den USA als auch in China abzeichnet“, schrieb Wedbush-Analyst Dan Ives am Dienstag in einer Notiz.
Ives hält jedoch an seiner Kaufempfehlung für Tesla fest. Sein Kursziel für die Aktie lautet auf 175 Dollar.
"Wir sind nach wie vor der Meinung, dass Tesla auf dem Automobilmarkt am besten positioniert ist."
„Wir sind nach wie vor der Meinung, dass Tesla auf dem Automobilmarkt am besten positioniert ist, da der Anteil der E-Fahrzeuge am Gesamtmarkt weiter zunimmt. Darüber hinaus werden seine anderen Geschäftsfelder wie beispielsweise Tesla Energy auch 2023 weiter wachsen“, sagt Baird-Analyst Ben Kallo.
Bullish bleibt auch Star-Investorin Cathie Wood von ARK-Invest. Wood nutzte zuletzt das niedrigere Kursniveau, um die Position des Elektrofahrzeugherstellers aufzustocken und damit ihr uneingeschränktes Vertrauen in das Unternehmen zu demonstrieren. Für das Flaggschiff von ARK, den ARK Innovation ETF, kaufte Wood weitere 25.147 Aktien zu einer geschätzten Bewertung von etwa 2,7 Millionen Dollar.
"Jeder übersieht, was FSD tatsächlich bereits alles kann. Jeder scheint sich auf die paar Dinge einzuschießen, die FSD nicht kann, übersieht dabei aber was die Funktion Gewaltiges bereits jetzt zu leisten vermag."
Ist Tesla nach dem Absturz nun günstig oder noch immer zu hoch bewertet?
Fakt ist, dass Tesla mit einem Börsenwert von 344 Milliarden Dollar noch immer mehr auf die Börsenwaage bringt, als BMW, Mercedes und Volkswagen zusammen.
Dennoch: Was die Profitabilität angeht, hat Tesla gezeigt, was mit Elektroautos zu verdienen ist. Zur Erinnerung: Ein Verbrennungsmotor besteht aus rund 1.400 Teilen. Ein Elektromotor inklusive der Batterie dagegen nur aus 200 Teilen. Darüber hinaus werden durch Skaleneffekte auf lange Sicht die Batteriepreise weiter fallen. Darüber hinaus werden die Autobauer in Zukunft mehrere tausend Euro beziehungsweise Dollar mit Zusatzdiensten verdienen, die via Software-Update erhältlich sein werden.
Noch ist der Software-Anteil am Gesamtumsatz von Tesla gering. Das könnte sich jedoch bald ändern, sobald mehr und mehr Tesla-Fahrer die Full-Self-Drive-Version im Abo oder sofort ordern.
Für Zukunftsforscher Mario Herger ist dies eine Art Gamechanger. „Ich habe die FSD Beta auf einem unserer Autos und was jeder übersieht, was sie tatsächlich bereits alles kann. Jeder scheint sich auf die paar Dinge einzuschießen, die sie nicht kann, übersieht dabei aber was sie Gewaltiges bereits jetzt zu leisten vermag. Mehr als 3 Millionen Teslas auf den Straßen können diese einsetzen“, sagt Herger gegenüber dem AKTIONÄR.
Der Trendsetter der E-Mobility-Szene kommt nach dem Sell-off auf ein Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) von 3,0. Luxus-Schlitten-Hersteller Ferrari bringt ein KUV von 6,5 auf die Waage. Porsche spendiert der Kapitalmarkt derzeit ein KUV von 2,1. Das KGV für 2023 für Tesla lautet 33, Ferrari kommt auf 38.
Gut möglich, dass der starke Abverkauf mit dem Rebound am Donnerstag ein Ende gefunden hat. Anleger können eine Position wagen. Stoppkurs: 105 Dollar. Auch andere E-Auto-Hersteller wie Rivian oder Lucid sollten im Tesla-Sog anziehen.