Die einst so beliebte Highflyer-Aktie taumelt immer weiter in die Tiefe. Tesla-Papiere haben am Freitag nach einem ganz kurzen Erholungsversuch das tiefste Niveau seit Mitte September 2020 erreicht. Zeitweise büßten die Papiere des E-Auto-Bauers bei hohen Umsätzen über drei Prozent ein. Damit weiteten sie ihren fast neunprozentigen Vortagesverlust aus.
Bis auf 121,02 Dollar rutschte die Tesla-Aktie im frühen Nasdaq-Handel ein. Allein in den sechs Handelstagen seit Donnerstag letzter Woche haben die Aktien nun rund 23 Prozent eingebüßt. Dabei hatte Tesla-Chef Elon Musk am Vorabend versprochen, im kommenden Jahr keine weiteren Aktien des Elektroauto-Herstellers zu verkaufen und wahrscheinlich auch 2024 nicht (DER AKTIONÄR berichtete).
Der umstrittene Konzernlenker hatte zuletzt Tesla-Aktien für fast 40 Milliarden Dollar veräußert. Die Einnahmen dienten vor allem der Finanzierung der 44 Milliarden Dollar teuren Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter. Musk bleibt aber auch nach den Verkäufen Großaktionär von Tesla. Er besitzt immer noch 13,4 Prozent der Anteile.
Der Tesla-Chef steht zudem wegen der operativen Probleme bei Tesla unter Druck. So hatte der Konzern zuletzt die Preise zum Teil gesenkt, die Produktion in China zurückgefahren und in den USA großzügige Rabatte gewährt, um die Verkäufe zum Jahresende nochmal anzukurbeln.
Flop-Ten im laufenden Jahr
Mit einem Verlust von 65 Prozent befinden sich die Tesla-Titel im bisherigen Jahresverlauf unter den zehn schwächsten Werten im Nasdaq-100-Index. Allein im Dezember summieren sich die Verluste auf 37,5 Prozent. In den beiden Vorjahren hatten Tesla mit einem Plus von fast 1200 Prozent noch zu den stärksten Werten gezählt.
Mit dem Kursrutsch am Donnerstag war der Börsenwert unter die Marke von 400 Milliarden Dollar gefallen. Im November 2021 hatte die Marktkapitalisierung noch bei etwas mehr als 1,2 Billionen Dollar gelegen.
Zum Vergleich: Die vier im DAX notierten deutschen Autobauer BMW, Mercedes-Benz, Porsche AG und Volkswagen bringen aktuell in Summe gut 200 Milliarden Euro auf die Börsenwaage.
Leerverkäufer freuen sich
Der deutliche Rückgang des Tesla-Aktienkurses in diesem Jahr ist für eine Gruppe von Investoren ein Geschenk: Leerverkäufer können sich über kräftige Jahresgewinne freuen. Mit Tesla haben sie in Summe insgesamt 15
Milliarden Dollar erzielt.
Der Portfolio-Manager Mark Spiegel von Stanphyl Capital wettet seit 2014 gegen den Konzern von Elon Musk – "durchgehend, mit verschiedenen Summen". Seitdem ist die Aktie zwar insgesamt 1.270 Prozent im Plus. Im diesem Jahr verhalf Tesla dem Fonds allerdings zu einer Rendite von etwa 60 Prozent. Auf der Aktie haben unter anderem umfangreiche Verkäufe von Musk gelastet. Einige Investoren glauben zudem, dass die Übernahme von Twitter den Milliardär abgelenkt haben könnte.
Weitere Tech-Aktien dankbare "Shortseller-Spender"
Auch andere Technologie-lastige Unternehmen wie Amazon, Meta und Apple füllten den Shortsellern die Taschen. Hinzu kommen noch zum Beispiel das Biotech-Unternehmen Novavax, das in 2022 ein Kursminus von etwa 90 Prozent erlitt, sowie der E-Auto-Bauer Rivian, der grob 80 Prozent schwächer im Rennen liegt.
Die Situation für Leerverkäufe sei jahrelang "unmöglich" gewesen, klagt
auch der Portfolio-Manager Moez Kassam von Anson Funds. In diesem Jahr
habe dagegen "der Wind dem ganzen Markt ins Gesicht geblasen statt ihm
Rückenwind zu geben". Tatsächlich dürfte der S&P-500-Index bis
Silvester um etwa 19 Prozent im Minus liegen und damit den größten
prozentualen Verlust seit 2008 erleiden. (Mit Material von dpa-AFX und Reuters)
Die Tesla-Aktie sucht derzeit einen Boden. Solange keine Stabilisierung des Kurses erkennbar ist, sollten Anleger sich besser von der Aktie fernhalten. Es wird voraussichtlich zwischenzeitliche Erholungsphasen geben, die aber zunächst wohl noch keine nachhaltige Trendwende darstellen. Anleger warten ab.
Aktienexperte Alfred Maydorn muss übrigens wegen der Tesla-Talfahrt im Echtgeld-Wettkampf 'Depot Champ' einen Rückschlag verkraften. Die Aufzeichnung der Live-Sendung von Donnerstag-Abend können Sie unter folgendem Link noch anschauen.