Die Aktie des Energieriesen Shell ist nach Ansicht zahlreicher Experten deutlich unterbewertet. So hatte in der Vorwoche etwa auch wieder die kanadische Bank RBC die Einstufung für die Dividendenperle auf "Outperform" mit einem Kursziel von 3.400 Britische Pence (umgerechnet 40,39 Euro) belassen. Dennoch kommt die Aktie einfach nicht in Fahrt.
Analyst Biraj Borkhataria verwies in seiner Studie auf ein Gespräch mit dem Executive Vice President für den Bereich Flüssigerdgas (LNG), Cederic Cremers. Seine Erkenntnisse daraus fasste er in mehreren Punkten zusammen. Unter anderem normalisierten sich der Gasmarkt und die Ergebnisse zwar wieder, zugleich aber gebe es so etwas wie "normal" nicht mehr. Zudem werde es in den kommenden Jahren neue LNG-Angebote geben und der Verbesserung der operativen Geschäftsentwicklung Vorrang eingeräumt.
Für Gegenwind sorgen indes wieder die Ölpreise, die am Montag weiter gesunken sind. Zuletzt sind Brent und WTI nach Meldungen unter Druck geraten, wonach der Ölverbund Opec+ die Fördermenge ab Oktober steigern könnte. Am Freitag war der Preis für Brent-Öl aus der Nordsee etwa fünf Prozent eingebrochen. Es gebe Bedenken, ob der Markt dieses Angebot brauche, sagte der Rohstoffexperte Warren Patterson von der Bank ING in Singapur. Er verwies zudem auf die Sorge um die chinesische Nachfrage, die "nicht so schnell verschwinden wird".
In den vergangenen Handelstagen hatten enttäuschende Konjunkturdaten aus China die Ölpreise mehrfach belastet. Zuletzt waren Daten aus der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt gemischt ausgefallen. Während Kennzahlen zur Stimmung der Einkaufsmanager vom Wirtschaftsmagazin "Caixin" am Morgen ein leichtes Wachstum in der Industrie signalisiert hatten, waren die offiziellen Daten der Regierung am Wochenende schwächer ausgefallen und zeigten ein Schrumpfen der wirtschaftlichen Aktivitäten.
DER AKTIONÄR ist für die Shell-Papiere ebenfalls zuversichtlich gestimmt. Der Energieriese ist gut aufgestellt, verfügt über eine solide Bilanz und eine günstige Bewertung. Die Dividendenperle, die aktuell mit einer Rendite von vier Prozent lockt, bleibt ein Kauf. Der Stoppkurs sollte bei 26,00 Euro belassen werden.
Mit Material von dpa-AFX