Überraschend gut ausgefallene US-Konjunkturdaten haben neue Zinserhöhungs-Ängste entfacht und die Wall Street deutlich ins Minus getrieben. Der Dow Jones verlor zeitweise 800 Punkte. Bis zur Schlussglocke konnten die Indizes ihre Verluste aber eindämmen. Die Tesla-Aktie rutscht zeitweilig zweistellig ab.
Nach deutlichen Erholungsgewinnen an den US-Börsen zur Wochenmitte ist es am Donnerstag wieder abwärts gegangen. Marktexperten verwiesen vor allem auf überwiegend robuste Konjunkturdaten als Grund. Diese untermauerten, dass die Wirtschaft stark genug sei, um weiteren Straffungen durch die US-Notenbank Fed standzuhalten, hieß es. Zudem belasteten schwache Quartalszahlen und ein trüber Ausblick des Chipherstellers Micron.
Der Dow Jones Industrial weitete im Handelsverlauf seinen frühen Verluste aus und stand zeitweilig 800 Punkte unter Vortagsschluss. Letzlich gab der Leitindex noch gut ein Prozent auf 33.027 Punkte nach.
Der S&P 500, der in den vergangenen Tagen eine Stütze bei 3.800 Punkten gefunden hatte, sackte nun zeitweise darunter. Zum Feierabend ging es für den marktbreiten Index dann nur noch um 1,1 Prozent auf 3.833 Punkte abwärts. Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 büßte zeitweise 3,7 Prozent auf 10.817 Punkte ein und ging dann mit einem Tagesminus von 2,5 Prozent auf 10.956 Zählern aus dem Handel.
Die Daten zur US-Wirtschaftsleistung und zum Arbeitsmarkt sind robus ausgefallen. So wuchs das Bruttoinlandsprodukt im Sommer einer dritten Schätzung zufolge etwas stärker als zuvor mitgeteilt. Die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe blieben zudem unter den Erwartungen.
Der starke Arbeitsmarkt und kauffreudige Konsumenten trotz hoher Preise sprechen dagegen, dass die US-Notenbank Fed das Tempo der Zinserhöhungen drossele, hieß es auf dem Parkett. Zudem bekannte sich der einflussreiche Hedgefonds-Manager David Tepper als Verkäufer: “I’m leaning short on the equity markets”, sagte der Gründer von Appaloosa Management in der “Squawk Box” bei CNBC. Daraufhin verstärkten sich etwa zur Sitzungshalbzeit die Aktien-Verkäufe an der Wall Street.
Micron-Ausblick lastet auf Chip-Werten
Unter den Einzelwerten stachen im Nasdaq-Auswahlindex die Aktien von Micron Technology mit einem Verlust von 5,0 Prozent heraus. Der größte US-Speicherchip-Hersteller hatte am Mittwoch nach Börsenschluss für das erste Quartal des neuen Geschäftsjahres einen Umsatzeinbruch sowie einen hohen Verlust gemeldet.
Auch für das laufende Jahresviertel erwartet er wenig Besserung und sprach vom größten Überangebot in der Branche seit mehr als einem Jahrzehnt. Deshalb sollen mit massiven Investitionskürzungen, einem Stellenabbau und Einschnitten bei der Vergütung des Managements die Kosten gesenkt werden. Zudem wurde ein Aktienrückkaufprogramm ausgesetzt.
Im Sog dieser Negativ-Schlagzeilen büßten auch andere Branchenkollegen ein: Texas Instruments, Intel, AMD und Nvidia verloren zwischen 2,4 und 7,0 Prozent.
Unter den Ausrüstern für die Halbleiter-Industrie gaben Applied Materials um 7,9 Prozent nach und Lam Research sackten um 8,7 Prozent ab.
Tesla beschleunigt Talfahrt
Kräftig abwärts ging es auch für die Aktien des Elektroauto-Herstellers Tesla. Sie büßten zeitweise elf Prozent ein und befinden sich mit einem Tagesminus von neun Prozent und dem Schlussstand bei 125,18 Dollar nun auf dem Niveau vom September 2020. Allein seit Anfang 2022 steht inzwischen ein Kursverlust von etwa 65 Prozent zu Buche.
Damit ist Tesla einer der schwächsten Werte im Nasdaq 100, der im selben Zeitraum nur etwa halb so viel verlor. Dass der Autobauer US-Käufern seiner zwei günstigsten Modelle deutlich höhere Preisnachlässe gewährt als noch Anfang Dezember, lastet offenbar auf der Stimmung. Anleger fürchten eine Verlangsamung der Nachfrage nach den E-Autos.
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Die Aktien von Carmax fielen um 3,7 Prozent, nachdem der Gebrauchtwagenhändler die Gewinn- und Umsatzerwartungen verfehlt hatte. Der einstige Meme-Aktienliebling AMC fiel nach der Ankündigung einer Kapitalerhöhung um 7,4 Prozent.
US-gelistete China-Aktien stabil
In New York anstelle von Aktien gelistete Hinterlegungsscheine (ADRs) chinesischer Unternehmen hielten sich vergleichsweise stabil. Die Ankündigung von Marktreformen in China kam bei den US-notierten Werten gut an. Die E-Retailer Alibaba, JD.com und Pinduoduo schlossen kaum verändert. Die Computerspiel-Unternehmen Bilibili zog um 1,1 Prozent an.
Auch der Suchmaschinen-Betreiber Baidu hielt sich mit einem halben Prozent Verlust wacker und der Musik-Streaming-Anbieter Tencent gab 0,3 Prozent nach. Chinas Wertpapieraufsichtsbehörde hat künftige Neuregelungen für Offshore-Börsengänge und die Zusammenarbeit mit anderen Kapitalmärkten bekanntgegeben. (Mit Material von dpa-AFX)