Die Aktien von Energiekonzernen wie Royal Dutch Shell könnten heute Gegenwind erhalten, denn die Ölpreise sind am Montag angesichts eines Dämpfers für die Hoffnung auf ein Ende des Preiskriegs führender Ölstaaten gefallen. So wurde ein für Montag geplantes Treffen der "Opec+" auf Donnerstag verschoben.
Im frühen Montaghandel kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juni 33,48 US-Dollar und damit 63 Cent weniger als am Freitag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte WTI mit Lieferung im Mai sank um 97 Cent auf 27,37 Dollar.
Für Belastung sorgten auch jüngste Aussagen von US-Präsident Donald Trump. Nachdem der Präsident zuletzt noch angedeutet hatte, als Vermittler zwischen Saudi-Arabien und Russland auftreten zu können, drohte er am Samstagabend mit Zöllen auf Rohölimporte. "Ich werde tun, was auch immer nötig ist", sagte Trump am Samstagabend im Weißen Haus. Hintergrund ist der drastische Preisverfall am Rohölmarkt. Er geht zurück auf eine Doppelkrise, bestehend aus massivem Nachfrageeinbruch wegen der Corona-Pandemie und dem Preiskrieg am Ölmarkt. Besonders die US-Fracking-Industrie leidet unter den niedrigen Preisen.
Hoffnungsträger Trump
Trotz der anhaltend schlechten Lage hatten sich die Ölpreise in der vergangenen Woche ein wenig erholt. Aussagen von US-Präsident Trump, die Hoffnung auf eine Einigung der Opec+ und eine Kürzung der weltweiten Fördermengen um 10 Millionen Barrel am Tag andeuteten, hatten den Ölpreisen Auftrieb verliehen. Während der Brent-Preis zwischenzeitlich bis an die Marke von 35 Dollar vorrücken konnte, kostete US-Öl vor den jüngsten Preisverlusten mehr als 29 Dollar.
Reicht die Kürzung aus?
Jedoch hieß es bereits am Freitag von Seiten der Internationalen Energie Agentur (IEA), dass selbst die größte Förderkürzung in der Geschichte der Ölindustrie nicht ausreichen würde, um den Markt zu beruhigen. Marktbeobachter zeigten sich skeptisch. "Die Wahrscheinlichkeit für eine Vereinbarung ist sehr gering", sagte Daniel Hyens, Rohstoffexperte der Australia & New Zealand Banking Corporation. "Die notwendige Übereinkunft zur Stabilisierung des Ölmarktes müsste überaus weitreichend sein, wenn man bedenkt wie sehr die Nachfrage eingebrochen ist."
Ob es wirklich zu einem Ende des Preiskrieges kommt, steht noch in den Sternen. Eine weitere wichtige Frage: Erholt sich die Ölnachfrage auch ausreichend, um die Ölpreise wieder nachhaltig über die Marke von 30 Dollar zu hieven? Daher bleiben Ölaktien derzeit nur etwas für mutige Anleger mit einem langen Atem. Wer darüber verfügt, kann sich allmählich wieder Stück für Stück die Dividendenperle Shell ins Depot legen (Stopp 11,80 Euro).
(Mit Material von dpa-AFX)
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