Zum Börsengang hatte Rivian-Vorstand Robert Scaringe jede Menge sportliche Ziele mit im Gepäck. Schließlich galt es, die horrende Bewertung ja irgendwie zu rechtfertigen. Im Werk im Ort Normal im Bundesstaat Illinois sollten 200.000 Autos gebaut werden, so die Vorgabe. Ein zweites Werk sollte im Bundesstaat Georgia hochgezogen werden. Investitionen von fünf Milliarden Dollar waren dafür verplant. Das Ziel: rund 400.000 Autos pro Jahr.
Zuletzt ist es ziemlich ruhig um das E-Mobility-Start-up Rivian geworden. Der Hersteller von Elektro-Pick-Ups und -Vans hat seine liebe Mühe, die Produktion hochzufahren. Demnach wurden bei den Quartalszahlen gleich mehrmals die Ziele verfehlt.
Wie auch bei Canoo war es ein Online-Riese, der der Aktie wieder neue Phantasie einhauchte: Amazon. Der Online-Gigant liefert nämlich seine Pakete seit wenigen Wochen mit Lieferwagen von Rivian aus.
Amazon glaubte von Anfang an an die Strategie und die Architektur der Fahrzeuge von Rivian. Deshalb finanzierte Amazon den „Laden“ auch gleich mit. Noch immer hält Amazon 18 Prozent an Rivian.
"Wir glauben, dass Rivian eines der wenigen EV-Unternehmen sein könnte, welches die über die kritische Masse an Kapital und Technologie verfügt die notwendig ist, um in der schwierigen EV-Branche in Zukunft erfolgreich zu sein.“
Für Rivian ist der Amazon-Deal der wichtigste überhaupt. Es ist ein Signal an den Markt, ein Vertrauensbeweis. Bis 2030 will Amazon 100.000 Rivian-Lieferwagen auf die Straße bringen. Das ist eine Ansage. Im Gesamtjahr 2022 will Rivian rund 25.000 Fahrzeuge ausliefern.
„Wir glauben, dass Rivian eines der wenigen EV-Unternehmen sein könnte, welches die über die kritische Masse an Kapital und Technologie verfügt die notwendig ist, um in der schwierigen EV-Branche in Zukunft erfolgreich zu sein“, so Analyst George Gianarikas von Canaccord.
„Nach einigen Wachstumsschwierigkeiten seit dem Börsengang Ende 2021 muss das Management nun die richtigen Maßnahmen ergreifen. Wir sind zuversichtlich, dass es das tun wird", so der Experte weiter. Gianarikas Kursziel lautet 61 Dollar.
Der Deal mit Amazon und die Sichtbarkeit auf den Straßen wird die Glaubwürdigkeit des Business-Modells unterstreichen. Schafft es Rivian, die Produktion wie gewünscht hochzufahren, hat die Aktie schönes Potenzial nach oben. Amazon stellt in gewisser Art und Weise einen „Rettungsanker“ für Rivian dar. Alleine der Deal mit dem Online-Riesen über die Lieferung von 100.000 Vans birgt großes Umsatzpotential, wobei die Börsenbewertung in Höhe von 34 Milliarden Dollar noch immer recht sportlich ausfällt.