Der jüngste Höhenflug der Ölpreise hat am Freitag einen empfindlichen Dämpfer erhalten. Am Mittag gaben die beiden wichtigsten Rohölsorten Brent und WTI deutlich nach. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete zuletzt 86,87 US-Dollar. Das waren 1,51 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 1,60 Dollar auf 83,95 Dollar.
Druck auf die Erdölpreise übte die trübe Börsenstimmung aus. Rohöl gilt als riskante Anlageklasse, die durch fallende Aktienkurse häufig in Mitleidenschaft gezogen wird. Zudem verwiesen Beobachter auf US-Lagerdaten vom Vortag. Das amerikanische Energieministerium hatte einen deutlichen Aufbau der landesweiten Ölvorräte gemeldet.
Trotz der Abschläge halten sich die Ölpreise in Reichweite ihrer in dieser Woche erzielen mehrjährigen Höchststände. Für Auftrieb sorgt ein knappes Angebot bei einer zugleich soliden Nachfrage. Die derzeitige Corona-Welle scheint den Bedarf an Erdöl weniger stark zu beeinflussen als vorherige Wellen, da die Omikron-Variante des Virus häufig nicht ganz so starke Symptome hervorruft und die wirtschaftlichen Auswirkungen bisher weniger heftig ausfallen.
Die Rohstoffexperten der Commerzbank sind der Ansicht, dass sich die Ölpreise zuletzt mehr und mehr von den Fundamentaldaten abgekoppelt hätten. Denn eine Angebotsknappheit bestehe auf Basis neuer Prognosen von Opec und Internationaler Energieagentur nicht. Zudem habe der Markt zuletzt nur noch auf Nachrichten reagiert, die für höhere Preise gesprochen hätten. Ob sich die aktuelle Korrektur fortsetze oder das niedrigere Preisniveau als Kaufgelegenheit erachtet werde, sei ungewiss.
Auch die Aktien der Ölkonzerne geben nach ihrem massiven Höhenflug zuletzt leicht nach. Royal Dutch Shell verliert rund ein Prozent. BP gibt 1,5 Prozent nach. Investierte Anleger bleiben weiter an Bord.