Der US-Elektroautobauer Tesla stößt bei der geplanten Erweiterung seiner Fabrik in Grünheide bei Berlin auf Widerstand. Aus Protest wollen Umweltschützer ein Waldstück weiter besetzt halten. Zudem tobt ein Streit zwischen dem Unternehmen und dem zuständigen Wasserverband wegen einer Überschreitung von Abwassergrenzwerten.
Der Protest mit Baumhäusern ist eine neue Stufe im Widerstand gegen den Autobauer, der in Brandenburg als Zugpferd gilt für sechs Prozent Wirtschaftswachstum im ersten Halbjahr 2023 und bisher rund 12.500 Arbeitsplätze in den märkischen Sand geholt hat. Auf Baumhäusern protestieren Umweltschützer gegen das einzige europäische Tesla-Autowerk von Elon Musk in Grünheide bei Berlin.
Am heutigen Freitag will der Wasserverband Strausberg-Erkner bei einer außerordentlichen Versammlung beraten, ob er die Abwasserentsorgung bei Tesla einstellen wird. Der Autobauer warnt in einem Schreiben, das dem "Tagesspiegel" und der dpa vorliegt: "Ein solcher Beschluss verursacht täglich einen Schaden in Millionenhöhe."
Tesla hat nach amtlichen Messungen bestimmte Abwassergrenzwerte überschritten – die zuständigen Behörden sehen aber keine Gefahr für die Bevölkerung. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur lag der Wert für Phosphor seit der Eröffnung der Fabrik vor fast zwei Jahren fünfmal über dem behördlichen Grenzwert, vier Überschreitungen gab es bezogen auf den Vertrag mit dem Wasserverband Strausberg-Erkner. Die Werte gehen auf eigene Messungen von Tesla zurück, die dem Landkreis vorliegen.
"Aufgrund der Stoffe, bei denen eine Überschreitung aufgetreten sein soll - refraktärer Phosphor und Stickstoff -, können allerdings Gefahren für die Gesundheit und die öffentliche Trinkwasserversorgung ausgeschlossen werden", heißt es beim Landkreis Oder-Spree auf Anfrage. Der "Stern" hatte zuvor berichtet, bei Messungen im Auftrag des Wasserverbands habe Tesla 40 Mal den Phosphor-Grenzwert überschritten - dabei liegt allerdings ein anderes Limit als das behördliche zugrunde.
Der Autobauer warnte den Wasserverband vor einem Entsorgungsstopp. Er verwies darauf, dass die Stoffkonzentration höher ist, weil Tesla Wasser einspare. "Zur Reduktion des Trinkwasserbedarfs der Gigafactory setzen wir schrittweise weitere Wassersparmaßnahmen um", teilte das Unternehmen mit. "Nach unserer Kenntnis sind beim Betrieb des Klärwerks Münchehofe im Jahr 2023 keinerlei Auffälligkeiten oder Überschreitungen von Grenzwerten aufgetreten."
Die Entwicklungen in Grünheide dürften Tesla alles andere als freuen. Sollte es tatsächlich eine Absage geben, wird sich der US-Autobauer wohl nach Alternativen im Ausland umsehen. Die Aktie von Tesla arbeitet nach einem bislang schwachen Jahresverlauf derzeit an der Trendwende. Zunächst gilt es hier die Kurslücke vom 25. Januar zwischen 193,00 und 206,77 Dollar zu schließen. Sollte dies gelingen, wäre die nächste Hürde bereits der GD50 bei 214,59 Dollar. Tesla ist und bleibt Vorreiter in Sachen Elektromobilität und weist trotz der hohen Preisnachlässe noch immer extrem hohe Margen im Vergleich zu vielen anderen Autobauern auf. Kaufsignal abwarten.