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22.12.2022 Jochen Kauper

Mercedes-Benz: Software entscheidet über die Zukunft

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Die Digitalisierung wird bei der Transformation der Autobranche nach Ansicht von Mercedes-Benz-Personalvorständin Sabine Kohleisen häufig unterschätzt. "In meiner Wahrnehmung sprechen alle immer von Elektromobilität. Dabei ist die Digitalisierung mindestens eine genauso historische Wende, wenn nicht sogar noch mehr", sagte die Arbeitsdirektorin der Deutschen Presse-Agentur.


Die Digitalisierung erfasse alle Bereiche des Unternehmens, nicht nur die Antriebsstrangwerke. "Überall stellt sich beispielsweise die Frage: Wie gehe ich mit Daten um, und wie kann ich aus Daten Erkenntnisse ziehen?" Es gehe auch darum, sich zu fragen, welche Prozesse digitalisiert und automatisiert werden können, um in der dann zur Verfügung stehenden Zeit wertigere Dinge zu tun. "Das ist aus meiner Sicht die riesengroße Transformation", sagte Kohleisen.

Natürlich habe der Wandel hin zur Elektromobilität Auswirkungen auf die Beschäftigten, vor allem auf jene in den Werken, in denen die Antriebsstränge produziert werden. "Es wird so sein, dass wir weniger Beschäftigung an diesen Standorten haben werden", sagte die Managerin. Wie viel genau, könne sie heute noch nicht exakt sagen, da das auch vom Hochlauf der Elektromobilität abhängig sei.

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Heute herrsche Vollbeschäftigung auch in den Antriebsstrangwerken, weil der Verbrenner noch einen hohen Anteil in der Produktion habe. Für die Produktion eines Motors und Getriebes brauche es mehr Menschen als für den Antrieb eines Elektrofahrzeugs. Entsprechend kämen große Veränderungen auf die Standorte zu. Andererseits würden auch neue Produkte und Technologien an die Standorte gebracht, verbunden mit der Möglichkeit, sich für neue Beschäftigungsprofile zu qualifizieren. Es gehe darum, "den Wandel zu umarmen".

Im Sommer hatte Kohleisen eine Offensive bei der Weiterbildung verkündet. Bis 2023 sollen in Deutschland 1,3 Milliarden Euro investiert werden, "um den Herausforderungen der Transformation gerecht zu werden". Mit dem Anlauf zeigte sich Kohleisen zufrieden. Von 80 000 Lizenzen hätten seit September 25 000 Mitarbeiter ihre Zugänge aktiviert. "Wir freuen uns, dass das so gut angenommen wird und die Beschäftigten selbst aktiv werden", sagte Kohleisen. Beliebt seien Kurse zu Karrierethemen, zum Beispiel "Was sind Kommunikationsfehler, die ich vermeiden sollte?".

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Aber auch Data-Science-Kurse seien beliebt. Mercedes verspricht sich laut Kohleisen ein großes finanzielles Potenzial, das sich dank der Nutzung von Daten durch Effizienz sowie durch bessere Prozesse und Produkte erzielen lasse.


Das Ziel, weltweit 3000 Softwareentwickler einzustellen, habe der Konzern nahezu erreicht. 2300 seien mittlerweile an Bord, sagte Kohleisen. Am Standort in Sindelfingen, wo 1000 Softwareentwickler eingestellt werden sollten, sei das Ziel erreicht. Ein neues übergeordnetes Einstellungsziel sei derzeit nicht geplant. Toptalente würden natürlich weiter eingestellt. Insbesondere in China werde noch eingestellt, weil es dort spezielle Programme und Software brauche.

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Fakt ist, dass die Software ein sehr wichtiges Zukunftsthema ist. Die Autobauer der alten Garde müssen an Geschwindigkeit zulegen, um zu den innovativen Start-ups der E-Mobility-Szene aufzuschließen. Mit Zusatzdiensten und Software-Updates Over-the-Air werden Autohersteller in Zukunft Zusatzeinnahmen von mehreren tausend Euro pro Auto erzielen können.

Zumindest scheint Mercedes im Vergleich zu VW oder BMW seine Hausaufgaben zu machen. Mercedes ist der einzige Hersteller – noch vor Tesla – dessen Elektro-Luxus-Limousine EQS mit dem Drive Pilot ausgestattet ist, der autonomes Fahren nach Level 3 ermöglicht.

Mercedes-Benz (WKN: 710000)

Die zunehmende Preissetzungsmacht des Autobauers und die effektive Kostenumstrukturierung dürften dafür sorgen, dass Mercedes-Benz trotz des zunehmenden Gegenwinds weiterhin im Vergleich zu VW und BMW Margen im zweistelligen Bereich einfahren sollte. Das sollte die Aktie stützen.

Nach der kurzen Verschnaufpause und dem Rücksetzer von rund 65 Euro bis auf 62 Euro hat das Papier wieder den Vorwärtsgang eingelegt. Anleger geben kein Stück aus der Hand!


(Mit Material von dpa-AFX).


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