Mercedes-Benz hat 2024 einen Gewinneinbruch von gut 28 Prozent verkraften müssen. Die Stuttgarter führten das vor allem auf das schlecht laufende China-Geschäft zurück. Aufgrund der Konkurrenz dort, wird der US-Markt immer wichtiger. Doch hier können die von Donald Trump geplanten Zölle für Probleme sorgen. Mercedes-CEO Ola Källenius hat jedoch einen möglichen Lösungsansatz.
„Lasst uns doch diese Zölle beidseitig auf null absenken", sagt der Unternehmenschef in einem Interview mit dem Handelsblatt. Källenius sieht darin die einfachste und sinnvollste Lösung, um Handelskonflikte zu entschärfen. Er betont, dass es der US-Regierung unter Donald Trump vor allem um Reziprozität geht – also gleiche Wettbewerbsbedingungen für amerikanische Unternehmen.

Aktuell erheben die USA 2,5 Prozent Einfuhrzoll auf europäische Autos, während die EU zehn Prozent auf US-Fahrzeuge verlangt. Källenius argumentiert, eine beidseitige Abschaffung dieser Zölle könne nicht nur Handelshemmnisse beseitigen, sondern würde auch das Wachstum auf beiden Seiten fördern.
Donald Trump plant aktuell allerdings das Gegenteil. Im April will er neue Strafzölle von 25 Prozent verhängen, unter anderem auf europäische Fahrzeuge. Diese würden auch Mercedes hart treffen. Zehntausende Fahrzeuge, die jährlich in den USA verkauft werden, kämen dann mit Mehrkosten auf den Markt.
Mercedes-Benz bereitet sich aber bereits auf dieses Szenario vor. „Selbstverständlich haben wir einen Plan, um drohende Mehrkosten abzumildern“, erklärt Källenius. Dabei geht es um die Optimierung von Beschaffung, Logistik und Preisgestaltung. Besonders wichtig ist dabei die Produktion in den USA selbst. Das Werk in Tuscaloosa, Alabama, spielt eine zentrale Rolle. Dort fertigt Mercedes unter anderem die SUV-Modelle GLE und GLS. Ein Großteil bleibt im Land, doch auch der Export – etwa nach Europa – ist erheblich. Sollte Trump seine Pläne umsetzen, könnte die Produktion für den US-Markt noch weiter ausgebaut werden.
Eine weitere Möglichkeit wäre die Endmontage von Fahrzeugen in den USA, nachdem die Einzelteile aus Europa geliefert wurden. Diese sogenannte CKD-Fertigung könnte kurzfristig Zölle umgehen. Källenius betont aber, dass solche Maßnahmen Zeit und Planung erfordern. Sie bräuchten einen Planungshorizont von mindestens drei Jahren.
Unabhängig von den Handelskonflikten will Mercedes in den USA wachsen. "Wir werden dort die Investitionen in den nächsten Jahren steigern", kündigt Källenius an. Die USA bleiben einer der wichtigsten Märkte für das Unternehmen – auch wenn die geopolitischen Risiken steigen.
Aktuell herrscht unter Autobauern große Unsicherheit bezüglich der US-Verkäufe – auch bei Mercedes. Aufgrund der Schwäche auf dem wichtigen chinesischen Markt gewinnt die USA aber immer mehr Bedeutung. Das unterstreicht auch die Ernennung von Jason Hoff zum Nordamerika-CEO. Es ist daher zu begrüßen, dass sich Källenius und sein Team der Zoll-Thematik widmen. Dass die Forderung des Mercedes-CEOs, die Zölle beidseitig auf null zu setzen, Anklang findet, kann bezweifelt werden. Es sind noch deutlich mehr Branchen in den Zollstreit involviert. Anleger bleiben vorerst an der Seitenlinie.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Mercedes-Benz.