Einer der großen Autozulieferer in Deutschland, die Nürnberger Leoni AG, soll von der Börse genommen werden. Im Zuge eines Sanierungskonzeptes soll es einen Kapitalschnitt geben, anschließend soll der österreichische Unternehmer Stefan Pierer (KTM) mit frischem Kapital in Höhe von 150 Millionen Euro einsteigen, teilte Leoni am Mittwoch mit. Dieser Schritt bedeutet am Ende einen Totalverlust für die Aktionäre.
Größter Einzelaktionär von Leoni ist mit einem Anteil von rund 20 Prozent die österreichische Pierer-Gruppe. Pierer, dem unter anderem die Motorrad-Marken KTM und Husqvarna gehören, hatte in einem Interview mit der Automobilwoche vor rund zwei Jahren betont, eine aktive Rolle als Ankerinvestor bei der Sanierung einnehmen zu wollen. Damals stockte er seine Anteile am Automobilzulieferer bei Kursen um 12,50 Euro immer weiter auf. Eine Komplettübernahme ließ Pierer im März 2021 offen.
Wie Leoni heute mitteilte, werde Pierer mit 708 Millionen Euro knapp die Hälfte der Schulden übernehmen. Der Rest der Schulden bleibt bei Leoni. "Bei diesem finanziellen Sanierungskonzept handelt es sich aus Sicht des Vorstandes der Leoni AG um die einzige verbleibende Sanierungslösung", teilte Leoni weiter mit. Die Gremien der Gläubigerbanken und die Bundesländer Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, sowie der Bund als Bürgen müssen noch zustimmen.
Wenn das Konzept beschlossen wird, stehen die Aktionäre der Leoni AG am Ende mit leeren Händen da. Da nicht angenommen werde, dass eine Hauptversammlung mit ausreichender Mehrheit zustimmen werde, soll das Konzept auf der Grundlage des neuen Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetzes durchgesetzt werden.
Bedeutet im Umkehrschluss: Die Chance auf eine andere Art Rettung ist äußerst gering. Die Aktie verliert bis zum Nachmittag 87 Prozent auf 0,39 Euro. Der theoretische Wert der Aktie beträgt im Zuge der Maßnahmen 0,00 Euro – die Aktie wäre damit wertlos.
(Mit Material von dpa-AFX).