Gazprom wäre nicht Gazprom, würde sich der russische Gasmonopolist durch politische Entscheidungen ausbremsen lassen. Gazrpom-Chefstratege Kiril Polous ließ jetzt auf einem Investorentag in New York durchblicken, was der Konzern mit Blick auf Nord Stream 2 und insbesondere die Zeit danach vor hat. Aktionären dürfte das gefallen.
Auf Europa folgt China: Russlands Gasmonopolist Gazprom will sich nach dem Fertigbau der Ostseepipeline Nord Stream 2 vor allem auf die Entwicklung des Energiemarktes in Asien konzentrieren. Nord Stream 2 solle trotz der US-Sanktionen bis Ende dieses Jahres fertiggestellt werden, sagte der Gazprom-Chefstratege Kiril Polous der Agentur Interfax zufolge am Dienstag bei einem Investorentag in New York. Die neue Pipeline erfülle die Kernaufgabe des Unternehmens, den Verbrauchern in Europa eine risikofreie Lieferung zu gewährleisten.
Russland hatte zuletzt angekündigt, das fast fertige und mit zehn Milliarden Euro veranschlagte Projekt selbst zu beenden. Wegen US-Sanktionen waren zuletzt die westlichen Spezialschiffe für die Verlegung der Gasröhren abgezogen. Der Bau ist gestoppt. Russland hat aber ein eigenes Schiff - die "Akademik Tscherski", die im Moment noch in Asien ist, jedoch bald die restlichen Meter in der Ostsee verlegen soll.
Nach Darstellung von Polous wird sich Gazprom im nächsten Jahrzehnt zudem stärker auf die Produktion von Flüssiggas ausrichten - für jene Märkte, die mit Pipelines schwer zu erreichen seien. In Asien hat Russland vor allem Chinas Energiehunger im Blick. Vor dem Start der neuen Gasleitung Power of Sibiria (Kraft Sibiriens) 2019 ging der Export fast ausschließlich - zu 95 Prozent - nach Europa. Bis 2030 solle der Anteil Asiens am Gazprom-Export auf 30 Prozent wachsen.
Ordentliches Ergebnis für 2019
Gazprom-Vizechef Famil Sadygow sagte einer Mitteilung zufolge, dass der Konzern trotz schwieriger Marktbedingungen ein ordentliches Ergebnis für 2019 vorweisen könne. Demnach erwartet der Konzern nach vorläufigen Angaben einen Gewinn von 21,4 Milliarden US-Dollar (19,6 Mrd Euro). Das sind acht Prozent weniger als 2018. Nach Darstellung von Gazprom hat der Konzern für dieses Jahr einen Exportpreis von rund 200 US-Dollar für 1000 Kubikmeter Gas angesetzt. Allerdings habe schon Anfang Februar die Prognose auf 175-185 Dollar je 1000 Kubikmeter Gas gesenkt werden müssen.
DER AKTIONÄR hält die Gazprom-Aktie weiterhin für unterbewertet. Mutige Anleger können zugreifen, der Stopp sollte bei 5,60 Euro belassen werden.
Mit Material von dpa-aFX