Die seit der Pandemie stark gebeutelten Kreuzfahrt-Aktien drehen heute an der Wall-Street mächtig auf. Mit zweistelligen Kursgewinnen schieben sich die Papiere von Carnival an die Spitze im S&P 500. An den Quartalszahlen kann es nicht liegen, denn die veröffentlicht der Konzern erst kommende Woche. Aber es gibt andere Gründe, warum Anleger auf die Aktie setzen.
Carnival, Norwegian Cruises und Royal Caribbean Cruises führen heute mit teils zweistelligen Kurszuwächsen den breiten S&P 500 an. Sicher schwimmen die Aktien auf der Welle der positiven Zahlenflut mit, die die aktuelle Bilanzsaison in den USA bringt. Allerdings schieben auch andere Themen die Papiere an, mehrere könnten mit der Teuerung zu tun haben.
Der CEO der Bank of America, Brian Moynihan, versprühte bei der Bekanntgabe der eigenen Zahlen gestern Zuversicht, was die Entwicklung des Konsums der Amerikaner angeht. Die Verbraucherausgaben über Karten und Konten seiner Bank seien im September und Anfang Oktober um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Ein positives Zeichen für den Kreuzfahrtsektor, der auf vom Konsum lebt.
Außerdem könnten Anleger darauf wetten, dass die Inflation - die im letzten Monat heiß gelaufen ist und eine wahrscheinliche Zinserhöhung im November andeutete - ihren Höhepunkt bald erreicht hat und die Fed die Zinsen bald nicht mehr anheben wird. Das wäre eine gute Nachricht für die hoch verschuldeten Kreuzfahrtkonzerne, die aufgrund der steigenden Zinsen unter ihren Schulden ächzen.
Und natürlich stehen sowohl bei Royal Caribbean als auch bei Norwegian Cruise Line die Ergebnisberichte vor der Tür. Erstere wird am 27. Oktober und letztere nur ein paar Tage später am 1. November berichten, und während jeder Gewinnbericht das Potenzial birgt, die Erwartungen zu verfehlen, birgt er auch das Potenzial, sie zu übertreffen - und die Anleger hoffen vielleicht auf das glücklichere Szenario.
Aber die Zahlen zum letzten Quartal von Carnival waren bereits alles andere als gut. Die Erwartungen wurden deutlich verfehlt und den Anlegern auch für das vierte Quartal ein Verlust in Aussicht gestellt.
Kurzum: Anleger sollten besser einen Bogen um den Tourismus-Titel machen, zumal auch das Chartbild noch negativ aussieht.