Die Aktie des Energieriesen BP gibt im heutigen Handel nach. Denn die Ergebnisse des Konzerns werden im zweiten Quartal von milliardenschweren Wertberichtigungen belastet. Das Unternehmen werde dabei eine bis zwei Milliarden US-Dollar abschreiben. Dies teilte der britische Öl- und Gasproduzent am Dienstag in London mit.
Dabei entfallen auch Abschreibungen auf die Raffinerie in Gelsenkirchen. BP hat im März angekündigt, den Standort verkleinern zu wollen, da die Kosten dort zu hoch sind und die Nachfrage sinkt. Europäische Raffinerien sehen sich einem steigenden Wettbewerbsdruck durch Importe aus dem Nahen Osten sowie Asien, die ihre Rohöl-Produktion hochgefahren haben.
BP kündigte zudem an, dass die Öl- und Gasproduktion im zweiten Quartal weitgehend auf dem Niveau des Vorquartals gelegen habe. Das Handelsgeschäft sei nach einem starken ersten Quartal bei Öl "schwach" und bei Gas "durchschnittlich" ausgefallen, hieß es. BP will die Quartalszahlen am 30. Juli vorlegen. Die Aktie verlor an der Londoner Börse im frühen Handel 2,5 Prozent.
Darüber hinaus belastet auch eine Studie der US-Bank JPMorgan. Deren Analyst Matthew Lofting hat die Einstufung für BP auf "Underweight" mit einem Kursziel von 550 Pence belassen. Das zweite Quartal dürfte mit Blick auf den Ölsektor wenig überraschend verlaufen sein, erklärte Lofting in einer am Dienstag vorliegenden Branchenstudie mit Blick auf die anstehende Berichtssaison. Wegen des Ölpreispotenzials Richtung 90 US-Dollar je Barrel bleibe er grundsätzlich zuversichtlich und sehe Kursrückschläge insgesamt als Gelegenheiten. Gleichwohl gehe die Schere in der Branche aktuell auseinander und so rate er zu Shell, Eni und Repsol, während Kursstärke bei BP seiner Meinung nach zum Verkauf genutzt werden sollte.
Allerdings ist Lofting der einzige von allen 23 Analysten, die sich regelmäßig mit BP befassen, der zum Verkauf rät. 17 hingegen empfehlen den Kauf der Dividendenperle, fünf stufen die Papiere mit "Halten" oder eben "Neutral" ein.
Die Sonder-Abschreibungen sind natürlich ärgerlich, dennoch bleiben die Aussichten für den breit aufgestellten Energieriesen mit solider Bilanz nach wie vor gut. Zudem ist die Bewertung günstig. Darüber hinaus lockt eine stattliche Dividendenrendite von knapp fünf Prozent. Die BP-Aktie bleibt deshalb ein Kauf (Stoppkurs: 4,60 Euro).
Mit Material von dpa-AFX