2022 war ein schwieriger Jahr für die Automobil-Hersteller. Chipmangel, Covid-Krise und die damit verbundenen Lieferkettenprobleme machten VW, Mercedes, Stellantis & Co das Leben schwer. Auch die Newcomer der E-Mobility-Szene standen unter Druck. Steigender Wettbewerb und ein angeschlagener Trendsetter Tesla sorgten für ein schwieriges Umfeld. DER AKTIONÄR sprach mit dem Auto-Experten Ferdinand Dudenhöffer über die Herausforderungen der Autobauer in den nächsten Monaten.
DER AKTIONÄR: Herr Dudenhöffer, die Aktien der Elektroauto-Hersteller stehen enorm unter Druck – ist deren Blütezeit oder der Hype vorbei?
FERDINAND DUDENHÖFFER: Das Geschäft mit Elektroautos in Europa wird schwieriger. Die Lieferengpässe gehen weiter zurück, die Produktionskapazitäten steigen und die Subventionen für Elektroautos etwa in Deutschland und Österreich sinken. Gleichzeitig hat Europa die höchsten Strompreise der Welt. ..die Zeit, in der man in Europa Schlange stand für Elektroautos geht zu Ende. Das merkt auch Tesla. Die Vermieterzulassungen in Deutschland bei Tesla haben sich in den letzten Monaten umgekehrt proportional zum Aktienkurs entwickelt. Tesla musste seine Preise in China mehrmals senken. Also die Fabriken von Elon Musk laufen besser, aber die Kunden zögern. Nicht gut für die Gewinne. Und die Twitter-Abenteuer schrecken nicht nur in USA ab, während in China der Wettbewerb steigt. Eine Gegenbewegung bei den Tesla-Aktien, also wieder nach oben, ist wenig realistisch.
Bei den Chinesen geht das Rennen erst jetzt so richtig los. Der große Vorteil ist der riesige Inlandsmarkt China. Und dort gehen die Elektroautoverkäufe weiter nach oben. Dort kommt man jetzt langsam ist Skalen-Erträge. Also dürfte BYD und einige andere deutlich besser performen als Elon Musk.
"Und die Twitter-Abenteuer schrecken nicht nur in USA ab, während in China der Wettbewerb steigt. Eine Gegenbewegung bei den Tesla-Aktien, also wieder nach oben, ist wenig realistisch."
Dennoch: die Start-ups haben zum Teil eine enorme Performance gezeigt, Autos entwickelt und innovative Konzepte ausgerollt. Welche Firma würden Sie besonders hervorheben?
FD: BYD und NIO haben einen guten Job gemacht. Bei den anderen ist es zum Teil sehr schwer. In Europa sehe ich auch in der Zukunft keine Chancen für Start-ups bei den reinen Elektro-Autobauern und in USA dürfte es ausser Telsa sehr, sehr schwer sein. China wird das Land des Elektroautos.
Welcher Hersteller der „alten Garde“ hat besonders gut auf die Umstellung hin zum Elektroantrieb inklusive Software gearbeitet?
FD: Schauen wir mal auf die Deutschen. Alle , einschließlich mir, hatten immer gesagt, BMW fährt beim Elektroauto hinterher. Wenn man sich heute die Performance bei den Elektroautos bei den Deutschen anschaut muss man sagen „Hut ab BMW“. Bei VW holpert es noch. Es sieht aber so aus, als würde Blume Stabilität bringen, so dass man in zwei oder drei Jahren sich sehen lassen kann. Mercedes muss aufpassen. Am oberen Ende haben die Elektroautos von Mercedes in China nicht gut funktioniert. Aber genau darauf baut die Luxus-Strategie von Ola Källenius auf. Unter den Deutschen hat nach meiner Einschätzung in den nächsten Jahren Mercedes den schwierigsten Stand. Luxus hat größere Risiken als es die Strategen im Schwabenland eingeschätzt haben.
Und die „Alte Garde“ international: Ganz klar fahren die Japaner fast schon Lichtjahre hinterher. Und auch der frühere Pionier Nissan macht kein gutes Bild. Auch bei Ford und GM kann man nicht jubeln, wenn es um den Erfolg bei Elektroautos geht. Sehr ernst zu nehmen ist Hyundai-Kia. Die machen einen sehr guten Job. Gut positioniert sich auch Stellantis, obwohl da noch einiges zu tun ist.
Welcher Hersteller ist ihr Favorit für das Jahr 2023 und darüber hinaus?
Wenn wir auf Marge schauen müßte Carlos Tavares mit Stellantis interessant sein. Und dann natürlich die Chinesen, darunter etwa mit BYD und Geely.