Nachdem chinesische Regulierungsbehörden die Fusion zwischen den beiden Live-Streaming-Diensten Huya und DouYu blockierten und seit wenigen Wochen auch direkten Druck auf Streaming-Dienste ausüben, zieht Tencent nun die Notbremse: Die Game-Streaming-Plattform Penguin Esports wird eingestellt.
Am 7. Juni gehen bei dem Dienst, der ähnliche wie Amazons Twitch Livestreams von professionellen Turnieren und Hobby-Spielern ausstrahlt, die Lichter aus. Der Schritt ist damit für Tencent der nächste große Rückschlag im Gaming-Geschäft.
Noch mehr Druck
Der Internet-Riese dürfte damit weiteren Regulierungsplänen der chinesischen Regierung zuvorkommen. So berichtete das Wall Street Journal Ende März, dass geplant sei, gegen die heimische Streaming-Industrie vorzugehen, indem beispielsweise Zeitlimits für die Zuschauer oder Obergrenzen für die Spenden an die Streamer eingeführt werden.
Gaming, in dem einige chinesische Offizielle nichts anderes als „Opium fürs Volk“ und eine Gesundheitsgefährdung von Minderjährigen sehen, hat einen schweren Stand im Reich der Mitte. Nicht nur wurden seit vergangenem Juli keine neuen Spiele auf dem Markt zugelassen, es bestehen auch strenge Grenzen für die Spieldauer sowie drastische Altersbeschränkungen.
Wachsen wird schwierig
Einer der größten Spielekonzerne der Welt wird damit weiterhin von der eigenen Regierung in seinem Wachstumspotenzial beschränkt. Im vergangenen Jahr erzielte Tencent auf seinem Heimatmarkt, der früher zu den attraktivsten Märkten der Branche gehörte, mit Videospielen nur noch ein Wachstum von sechs Prozent.
Auf dem internationalen Markt erwirtschaftete man immerhin noch ein Umsatzplus von 31 Prozent, was dem größten und wichtigsten Segment namens „Value Added Services“ zu einem Anstieg von zehn Prozent verhalf.
Tencent hat sich zwar schon früh auf die internationalen Märkte konzentriert, um den Regulierungsdruck auf dem Heimatmarkt auszugleichen. Zudem hat der Konzern 2020/21 stark vom Corona-Gaming-Boom profitiert. Nachdem aber im vergangenen Quartal mit rund acht Prozent das langsamste Wachstum in der Unternehmensgeschichte vermeldet wurde, verdüstert sich der Blick auf die Zukunft deutlich.
Behält die chinesische Regierung ihren Kurs bei, dürfte Tencents Gaming-Geschäft im laufenden Jahr sogar schrumpfen – internationale Expansion hin oder her. Die Einstellung von Penguin Esports zeigt, dass das Management von Tencent wohl von weiteren Maßnahmen ausgeht und keine Zukunft mehr im Ausbau des heimischen Game-Streaming sieht. Bei derart trüben Aussichten auf eigentlich attraktiven Wachstumsmärkten halten die Anleger weiterhin Abstand.