Nach der Rekord-Strafe für Alibaba hat sich der Kurs der Aktie zunächst etwas erholt. Doch die chinesischen Wettbewerbshüter sind noch längst nicht fertig mit ihrem Vorgehen gegen heimische Internet-Unternehmen. Heute hat Chinas Führung noch mal klargemacht, welche Firmen mit ihrer Marktdominanz konkret ins Visier geraten sind.
Die klare Ansage der Behörden für Marktregulierung, Internet und Steuern bei einem Treffen mit 34 chinesischen Internet-Giganten: Die Unternehmen müssen aufhören, ihre Stellung zu missbrauchen und illegale Aktivitäten innerhalb der nächsten vier Wochen einstellen. Ansonsten drohen harte Strafen.
Die Betroffenen
Angesprochen waren unter anderem: JD.com, Pinduoduo, Baidu, Vipshop, ByteDance, Kuaishou, die Lieferdienste Meituan (Tencent) und Ele.me (Alibaba) sowie Tencent und Netease.
Bereits nach der Strafe für Alibaba soll Tencent intern alle Mitarbeiter ermahnt haben, die neuen Regeln und Gesetze zu beachten. Die Financial Times hatte zudem berichtet, dass bei Tencent Music angesichts der Strafe für Alibaba ebenfalls Nervosität herrschen soll.
Die Unternehmen müssen nun schleunigst bei sich aufräumen und dafür sorgen, dass alle Gesetze und Vorschriften eingehalten werden. Nach der Gnadenfrist prüfen die Behörden die Ergebnisse.
Erste Folgen der härteren Gangart sind seit einigen Wochen sichtbar: Neben diversen Geldstrafen wurde der Börsengang von JD.coms Fintech-Sparte abgesagt. JD wird sein Payment-Geschäft künftig wohl in eine Finanzholding ausgliedern, die wie eine Bank reguliert werden wird – ähnlich wie Ant Group.
Viele China-Aktien schwächelten nach der Strafe für Alibaba zunächst. Die Befürchtung: Jetzt geht es den anderen den Kragen. Dann wurden zumindest die anfänglichen Verluste im heutigen Handel aufgeholt.
Aktienkurse von China-Internet-Unternehmen sind ohnehin in einer Korrekturphase. Die große Frage lautet: Was ist schon eingepreist? Alle Unternehmen müssen sich gleichermaßen anpassen. Und die Behörden reagieren nicht ohne Vorwarnung oder gar willkürlich. DER AKTIONÄR geht grundsätzlich davon aus, dass in einigen Fällen die Wachstumsaussichten der Unternehmen leicht geschmälert werden und sich Unternehmen künftig nicht mehr ohne Grenzen aufstrebende Konkurrenten einverleiben können. Zudem sinkt der Wert der Fintech-Geschäfte durch die stärkere Regulierung deutlich. Massive, nachhaltige Auswirkungen auf die künftigen Ergebnisse laufender Empfehlungen sind derzeit jedoch nicht in Sicht.
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Alibaba, Baidu, JD.com.