Nach dem Einbruch am Dienstag von bis zu elf Prozent haben sich die Aktien von Tencent am Mittwoch wieder etwas erholt. Der Markt hat hier ganz klar überreagiert.
Der Hintergrund: In einem Artikel der chinesischen Zeitung Economic Information Daily wurden Videospiele als „spirituelles Opium“ bezeichnet und zu einer noch stärkeren Regulierung aufgerufen. Bei den ohnehin schon verunsicherten Anlegern sorgte dies für weitere Verkäufe chinesischer Gaming-Aktien – auch Tencent brach rund acht Prozent ein.
Am Mittwoch glättet eine Kolumne in der People’s Daily die Wogen jedoch wieder. In der internationalen Version der durch die Kommunistische Partei kontrollierten Zeitung hieß es, Regierung, Schulen und Familien müssten zusammenarbeiten, um Kinder vor exzessivem Spielen zu schützen. Keine Rede mehr von „elektronischen Drogen“.
Zudem wurde der Artikel in der Online-Version des Economic Information Daily gestern bereits gelöscht und dann in einer abgeänderten, deutlich milderen Version veröffentlicht. Gut möglich, dass in der Redaktion nach einem Verlust von rund 60 Milliarden Dollar bei der Marktkapitalisierung von Tencent das Telefon geklingelt hat.
DER AKTIONÄR meint: Anleger sollte die Überinterpretation chinesischer Nachrichten und die dadurch entstehende Verunsicherung nicht davon abbringen, auf das gute Langfrist-Potenzial von Tencent zu verzichten. Ein Verbot von Online-Spielen steht nicht im Raum. Aufgrund des aktuell schwachen Sentiments drängt sich ein Neueinstieg aktuell jedoch nicht auf.