Bereits im September hatte Telefónica Deutschland die Prüfung des Verkaufs der eigenen Funkmasten angekündigt. Nun macht der Konzern ernst und peilt einen Abschluss in den kommenden Wochen an. Das Modell macht damit weiter Schule und könnte auch als Vorbild für die Deutsche Telekom dienen.
„Ich bin zuversichtlich, in den nächsten Wochen zu einer finalen Entscheidung in der sehr komplexen Transaktion zu kommen“, sagte Telefónica-Vorstandschef Markus Haas am Mittwoch in München laut Redetext zur Hauptversammlung. Bei dem Verkauf geht es um einen großen Teil der fast 19.000 Dachstandorte und der dort montierten sogenannten passiven Infrastruktur – die Sendeanlagen selbst sind davon nicht betroffen.
Diese passive Infrastruktur abseits der eigentlichen Funktechnik bindet enorm viel Kapital.
Die Funkmastenstandorte würden nach Angaben aus dem September an die Infrastrukturtochter Telxius der spanischen Konzernmutter Telefónica gehen. „Diese passive Infrastruktur abseits der eigentlichen Funktechnik bindet enorm viel Kapital“, sagte Haas. Der O2-Anbieter will in den kommenden Jahren mehr Geld in sein Netz stecken, um die Kundenzufriedenheit zu stärken und die 5G-Technik aufzubauen. „Hohe Investitionen in Masten und Stellflächen für Mobilfunkantennen werden nicht mehr zum limitierenden Faktor der Netzqualität“, sagte Haas.
Bereits im April 2016 hatte Telefónica Deutschland 2.350 freistehende Mobilfunkmasten an Telxius abgegeben und damit knapp 590 Millionen Euro erlöst. Funktürme und Mobilfunkstandorte gelten als attraktives Investment für Investoren, die an einer stabilen Rendite aus den Standortmieten interessiert sind, so zum Beispiel Versicherer.
Der Wettbewerber Vodafone will seine europäische Funkturmsparte Anfang 2021 an die Börse bringen. Die Deutsche Telekom hat ihre Funktürme schon vor Jahren in eine eigene Gesellschaft ausgelagert, ist aber noch alleinige Besitzerin. DER AKTIONÄR hat bereits im vergangenen Jahr gefordert, eine Abspaltung zu prüfen. Eine Realisierung der verborgenen Werte schloss der Konzern daraufhin auch nicht aus.
Die Telekom drückt ein hoher Schuldenberg von 77,4 Milliarden Euro. Zudem will der Konzern weitere Anteile an der Tochter T-Mobile US erwerben. Da könnte ein Verkauf der Funktürme für frisches Kapital sorgen. Die Aktie bleibt auf der Kaufliste.
Telefónica Deutschland dagegen steht weiter unter dem Druck der spanischen Mutter. Anleger sollten hier an der Seitenlinie bleiben.
Mit Material von dpa-AFX
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