Von Financial Times
Übersetzung: Stefanie Konrad
Aller guten Dinge sind bekanntlich drei. Nachdem der Start mehrmals abgesagt wurde, ist eine NASA-Rakete am Mittwochmorgen nun endlich auf dem Weg zu ihrer Mission in die Mondumlaufbahn gestartet. Die Mission ist Teil des Plans, Menschen auf den Mars zu bringen. Der Wettlauf mit China um die Eroberung des Weltalls hat begonnen. Doch wer hat am Ende wirklich die Nase vorn?
Private US-Raumfahrtunternehmen könnten am meisten davon profitieren. Allen voran Elon Musks SpaceX.
Für die erste Mission des 93 Milliarden Dollar schweren Projekt „Artemis“ hat die NASA Boeing als Hauptauftragnehmer verpflichtet. Wer die Kosten senken kann, könnte dem Unternehmen jedoch ernsthaft Konkurrenz machen. Laut NASA-Generalinspekteur Paul Martin wird jeder Start von Artemis etwa 4,1 Milliarden Dollar kosten. Dieser Betrag ist für ihn „nicht tragbar“. Das ist achtmal mehr, als die NASA vor 10 Jahren geschätzt hat.
Das Privatunternehmen SpaceX hat dabei einen Vorsprung. Denn es hat US-Astronauten bereits zur Internationalen Raumstation geflogen. Zudem hat das Unternehmen einen Vertrag in Höhe von 2,9 Milliarden Dollar für die Entwicklung einer Rakete, mit der Astronauten auf dem Mond landen können. SpaceX entwickelt gerade seine wiederverwendbare Starship-Rakete. Mit ihr sollen die Kosten eines Raketenstarts gesenkt werden.
Dabei werden die Ziele des Artemis-Projekts immer ehrgeiziger. Zunächst soll der Mond nur umkreist werden; dann soll ein bemannter Flug unternommen werden; und schließlich ist eine Mondlandung geplant. Letztendlich soll eine Mondbasis gebaut werden, von der aus Forscher in den Weltraum geschickt werden können.
SpaceX kann die NASA also als Kunden für die kostenintensive Raketenentwicklung vormerken. Langfristig will das Unternehmen aber eigene Missionen zum Mars durchführen. Doch der Planet verfügt nur über ein Drittel der Erdanziehungskraft; die Atmosphäre besteht zu 95 Prozent aus Kohlendioxid.
Kann sich SpaceX eine solche Mission leisten? Musk hat Talent in der Kapitalbeschaffung. Bisher konnte SpaceX fast 10 Milliarden Dollar einsammeln und wurde zuletzt mit 125 Milliarden Dollar bewertet.
In gut getimten Presseberichten vom Mittwoch hieß es, das Unternehmen könnte ein Paket von überwiegend alten Aktien veräußern. Dadurch könnte sich der Nominalwert des Unternehmens auf etwa 150 Milliarden Dollar erhöhen.
Unabhängig von der NASA generiert SpaceX Einnahmen durch Starlink. Vor kurzem ist das Satelliten-Breitbandunternehmen eine Partnerschaft mit T-Mobile eingegangen, um die Mobilfunkversorgung auch in entlegenen Gegenden in den USA zu ermöglichen.
Angeblich hat Musk bis 2025 Einnahmen von 30 Milliarden Dollar vorausgesagt. Starlink deckt aktuell aber nur einen Bruchteil davon ab. Das Unternehmen hat mehr als 400.000 Kunden. Die Nutzer zahlen etwa 110 Dollar pro Monat plus einmalige Endgerätekosten. Somit würde das Unternehmen mehr als 15 Millionen Kunden benötigen, um sein Ziel zu erreichen.
Starlink könnte eines Tages der Marktführer im Bereich der Satellitenkommunikation und SpaceX im Bereich der Raketenstarts sein. Der heutige Start von Artemis zeigt jedoch, dass dies alles viel länger dauern wird als ursprünglich gedacht.
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