Nvidia hat am Mittwochabend überzeugende Quartalszahlen geliefert und der Aktie damit einen weiteren Schub verpasst. Im Earnings-Call gab es dann auch Aussagen zur aktuell laufenden Übernahme von Arm.
Obwohl man mit dem Bedenken der Regulierungsbehörden aus den USA, China, der UK und der EU zu kämpfen hat, hält Nvidia an der 40 Milliarden Dollar schweren Arm-Übernahme fest. „Dank Nvidias Skalierung, Fähigkeiten und Know-How rund um das Data-Center, Rechenbeschleunigung und Künstliche Intelligenz könnte Arm seine Reichweite ausbauen und fortschrittliche Lizenzen für die nächsten Jahrzehnte entwickeln“, so Nvidia-CFO Colette Kress. Dies sehe man als Fortschritt für die gesamte Industrie.
Wettbewerbsbehörden weltweit und einige Arm-Lizenznehmer sehen dies etwas anders. So befindet man sich in der UK und der EU mittlerweile bereits in der zweiten Phase der Prüfung, nachdem in der ersten Phase wettbewerbsrechtliche Bedenken geäußert wurden. Berichte, dass China die formale Prüfung aufgenommen hat, sind nicht ersichtlich.
China bleibt aber der Knackpunkt. Denn deutlich schwieriger als die Überzeugung westlicher Länder dürfte die Umstimmung der Kommunistischen Partei werden. Denn China will aus strategischen Überlegungen seine Chip-Produktion möglichst frei von US-Einflüssen wissen. Kein Wunder, denn die USA verhindern bereits aktiv den Aufbau fortschrittlicher Foundrys in China, zudem soll ASML der Export von neuen EUV-Lithographieanlagen nach China verboten werden – und bei dem Zulieferer handelt es sich um Niederländer.
Der Arm-Deal wäre auch nicht der erste Deal, den chinesische Regulierungsbehörden in der kritischen Chip-Industrie platzen ließen – man erinnere sich an Qualcomm und NXP 2018. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass China die wichtigen Arm-Lizenzen im „kalten Chip-Krieg“ in die Hände der US-Amerikaner fallen lässt.
Die Übernahme von Arm ist ein wichtiger Bestandteil der langfristigen Wachstumsstory von Nvidia. Denn mit dem britischen Prozessoren-Entwickler könnte sich der US-Konzern CPU-Know-How ins Haus holen, welches Nvidia zu einem Komplett-Anbieter im Data-Center machen würde.
Die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Deals wertet DER AKTIONÄR jedoch bestenfalls auf 20 Prozent, da nicht nur wettbewerbsrechtliche Bedenken, sondern auch nationale Interessen einem Abschluss entgegenstehen. Mittlerweile ist dies auch die Marktmeinung und sollte entsprechend bei der Nivida-Aktie eingepreist sein.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Nvidia.