Netflix hat ein Problem, ein Wachstumsproblem. Die jüngst schwächer als erwarteten Kundenzuwächse und Preiserhöhungen reichen schlichtweg nicht aus, um die Wachstumsraten der Vergangenheit zu erreichen. Das Management hat zwar einen Plan – es bleibt jedoch fraglich, ob dieser auch aufgehen kann.
Netflix macht sich laut einem Bericht von Variety dazu bereit, ein Testabo zu starten, dass den Account-Inhabern gegen eine Zusatzgebühr die Möglichkeit gibt, auf legale Weise ihr Passwort zu teilen. Aktuell verbieten die Nutzungsbedingungen das Account-Sharing außerhalb des eigenen Haushalts, ist aber durchaus üblich. Getestet wird in Chile, Costa Rica und Peru.
Im Rahmen des Tests zahlen dann beispielsweise Nutzer aus Costa Rica für ein Basic-Abo 8,99 Dollar und zwei zusätzliche Zuschauer außerhalb des eigenen Haushalts würden einen Aufpreis von 2,99 Dollar kosten.
Ob diese Tests erfolgreich verlaufen, darf jedoch bezweifelt werden. Zum einen hat Netflix kein System, dass auch künftig Account-Sharing unterbindet. Zum anderen kannibalisiert Netflix seinen eigenen Pool an potenziellen Abonnenten, die sich möglicherweise für ein vollwertiges Abonnement entschieden hätten.
Ist der Markt jedoch vollständig gesättigt und steigt gleichzeitig der Konkurrenzdruck, könnte die Sharing-Gebühr eine gute Möglichkeit sein, ein paar Prozente mehr aus der Region herauszupressen. Die Analysten von Benchmark erwarten, dass sich durch das Extra-Angebot zwar nur rund vier Prozent an zusätzlichen Umsätzen generieren lassen – aber immerhin.
Das Netflix-Management hat die Probleme erkannt und versucht entgegenzuwirken. Neben dem Verhindern des Account-Sharings könnte auch ein werbefinanziertes Abonnement, das jüngst von der Geschäftsführung nicht mehr kategorisch abgelehnt wurde, Potenzial haben.
Der Marktführer ist angeschlagen und die Börse bewertet aktuell eine Zukunft neu, in der Netflix auf dem Heimatmarkt erhöhtem Druck ausgesetzt ist und nur noch über eine internationale Expansion wachsen dürfte. Anleger warten ab, bis die Neubewertung abgeschlossen ist. Denn der säkulare "Cord-Cutter-Trend", ein Wachstum von zuletzt 16 Prozent, rasant steigende Gewinne und eine günstige Bewertung machen die Aktie von Netflix auf dem aktuellen Niveau aussichtsreich.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Netflix.