Noch immer diskutieren die Experten, ob die US-Wirtschaft in eine Rezession schlittern wird oder nicht. Dabei haben die Zahlen von Walmart längst aufgezeigt, dass der Abschwung bereits begonnen hat – wenn auch nur in einigen Sektoren. Wer aber jetzt in Panik sein Cash vom Tisch nimmt, könnte auch attraktive Chancen liegen lassen.
„Die steigende Inflation bei Lebensmitteln und Kraftstoffen beeinflusst das Ausgabeverhalten der Kunden.“ Es war dieser Satz von Walmart-CEO Doug McMillon, der die Anleger von US-Einzelhandelsaktien am Montagabend verunsicherte.
Das Problem: Die Kunden verzichten aufgrund der Inflation auf Käufe langlebiger Güter wie Klamotten oder Elektronikartikel und kaufen nur das Nötigste. Das ist verheerend für die Gewinnmargen und hat Walmart dazu gezwungen, die Gewinnprognose für das laufende Jahr zu kappen.
Doch wenn die Inflation einem großen, breit aufgestellten Einzelhändler das Konzept zerpflückt. Dann dürften andere Konzerne wie Amazon oder Costco nicht verschont bleiben. So jedenfalls die nachvollziehbare Logik des Marktes, welche am heutigen Dienstag auch anderen US-Einzelhandelsaktien Verluste zufügte.
Situation schwer einzuschätzen
Aber aufgepasst. Ganz so offensichtlich, wie es nach den Walmart-Zahlen scheint, ist es nicht, da einige Faktoren das Bild verzerren. So befinden sich die US-Einzelhändler aktuell nicht mehr in einer Phase, in der Regierungsschecks und eingesparte Freizeitausgaben fleißig in den Konsum von Waren flossen. Vielmehr erschwert der Corona-Boost des Vorjahres die Vergleichbarkeit.
Gleichzeitig könnten nicht alle Einkommensschichten gleichermaßen betroffen sein. Während niedrige Einkommensschichten nun einen größeren Teil ihres Einkommens für Lebensmittel aufwenden müssen, sind Gutverdiener weniger betroffen und dürften unverändert langlebige Waren, Luxusgüter und Dienstleistungen konsumieren.
Hier könnten sich Chancen verstecken
Die am heutigen Dienstag veröffentlichten Zahlen von LVMH haben deutlich gezeigt, dass der einkommensstarke Verbraucher unverändert stark bei Luis Vuitton, Hublot und Co zugreift. In dieser Hinsicht werden auch die am Donnerstag erscheinenden Apple-Zahlen interessant, die einen weiteren Einblick geben könnten, wie es um den Konsum hochpreisiger Güter bestellt ist.
Es wundert damit nicht, dass einige Analysten nur eine vorübergehende Schwäche bei den großen US-Einzelhändlern sehen, die sich in der zweiten Jahreshälfte auflösen könnte. Es wird hier von einem harten Reset gesprochen, auf den nun eine langlebigere und stabilere Entwicklung folgen könnte. Gleichzeitig sind die Bewertungen im Sektor im historischen Vergleich sehr attraktiv.
Global aufgestellte Riesen wie Walmart, Amazon und Co bleiben damit nach wie vor einen Blick wert. Es muss an dieser Stelle nicht erneut erwähnt werden, wie bullish DER AKTIONÄR nach wie vor für seine Dauer-Empfehlung Amazon ist. Und wann die Konsum- und Rezessionssorgen vollständig eingepreist sind, vermag keiner zu sagen. Es wird daher empfohlen, zumindest bei Walmart und Amazon einen Fuß in der Tür zu lassen.