Die Aktienmärkte eilen derzeit von einem Rekordhoch zum nächsten und der von vielen Anlegern bewunderte Starinvestor Warren Buffett bleibt passiv. Sichtbare Aufstockung des Aktienportfolios? Nicht wirklich. Große Deals? Fehlanzeige. Stattdessen setzt er vermehrt auf eigene Aktien. Alleine im letzten Quartal betrug das Rückkaufsvolumen knapp 7,6 Milliarden Dollar. Mehr dazu lesen Sie hier.
Man muss berechtigterweise die Frage stellen, warum das Investmentgenie so zurückhaltend agiert. Liegt es vielleicht an seinem fortgeschrittenen Alter? Buffett wurde in diesem Jahr 91 Jahre alt.
Um diese Frage zu beantworten, müsste man etwas zurück in die Vergangenheit gehen. Warren Buffetts wichtigstes Investmentprinzip lautet: "Kaufe einen Dollar, aber bezahle nicht mehr als 50 Cent.“ Diese Möglichkeit hatte er definitiv zu Beginn der Corona-Krise. Er ließ die Chance entgehen, was ihm berechtigte Kritik einbrachte.
Derzeit ist es jedoch schwierig attraktiv bewertete Investments auf den Kapitalmärkten zu finden. Die Notenbanken haben die Geldmenge in der Corona-Krise massiv ausgeweitet, das meiste Kapital ist in die Kapitalmärkte geflossen und hat damit die Bewertungen von Aktien und anderen Assets in die Höhe geschraubt.
Natürlich findet man auch heute noch Aktien mit attraktiver Bewertung, viele davon kommen für Buffetts Holding Berkshire Hathaway zum Beispiel aufgrund ihres Geschäftsmodells oder zu geringer Marktkapitalisierung jedoch nicht infrage.
Fokussiertes Portfolio
Und so fokussiert sich Buffett vor allem auf vier Werte. Am Samstag wurde bekannt, dass sein Aktienportfolio zu 70 Prozent aus den Papieren von Apple, Bank of America, American Express und Coca-Cola besteht. Alleine seine Beteiligung an Apple beläuft sich auf knapp 129 Milliarden Dollar. Dieses Vorgehen hat mit Diversifikation wenig zu tun.
Allerdings war Buffett auch nie ein großer Verfechter von diversifizierten Portfolios. "Diversifizieren ist ein Schutz gegen Unwissen. Es macht wenig Sinn für diejenigen, die Bescheid wissen", sagte Buffett vor vielen Jahren auf der Hauptversammlung seiner Holding Berkshire Hathaway. Auch hier bleibt sich Buffett also treu.
Berkshire nach wie vor operativ exzellent
Im Kontext dieser Debatte darf man nicht außer Acht lassen, dass Berkshires Portfolio bei weitem nicht nur aus Aktienbeteiligungen besteht. Das Unternehmen hat beispielsweise auch eine eigene Energie- und Versicherungssparte, die für stetige Geldflüsse sorgen. Alleine im letzten Quartal hat Berkshire seinen operativen Gewinn um 18 Prozent auf 5,48 Milliarden Dollar gesteigert.
Dies ist auch der Grund warum Berkshires Cashreserven auf Rekordniveau verharren, obwohl er Quartal für Quartal Milliarden in den Rückkauf eigener Aktien investiert.
Warren Buffetts Passivität hängt wohl größtenteils mit seinen Investmentprinzipien zusammen. Er findet aktuell schlicht keine günstigen Beteiligungen und setzt vermehrt auf eigene Aktien. Das ist zwar nicht besonders kreativ, entspricht aber dem konservativen Naturell des Investmentgenies. Er beschränkt sich darauf, dass Berkshires Sparten außerhalb des Aktienportfolios sich operativ solide entwickeln und einen stetigen Cashflow generieren, den er in den Rückkauf eigener Aktien stecken und so den Kurs von Berkshire positiv beeinflussen kann. In diesem Jahr schlägt sich das Berkshire-Papier in Sachen Performance bisher besser als die Benchmark S&P 500. Ein sehr interessantes Video zu Buffetts Investmentphilosophie finden Sie hier.
Privatanleger sollten sich Buffett jedoch an dieser Stelle nicht als Vorbild nehmen, sondern weiterhin Ausschau nach aussichtsreichen Aktien halten. So haben in den letzten Jahren Wachstumsaktien den Value-Sektor, also Buffetts bevorzugte Investmentdomäne, outperformt. Zudem hat Buffett selbst mehrfach betont, dass man als Kleinanleger deutlich mehr Möglichkeiten hat, sich attraktive Aktien auszusuchen. Für große institutionelle Adressen wie Berkshire kommen laut Buffett beispielsweise viele Small-Caps aufgrund ihrer geringen Marktkapitalisierung gar nicht in Frage. Privatanleger könnten damit jedoch ein Vermögen aufbauen, so Buffett (siehe auch Zitat unten).
Für die Berkshire-Aktie bleibt DER AKTIONÄR unverändert bullish. Seit der Empfehlung kommt das Papier bereits auf eine positive Performance von knapp 50 Prozent.
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Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Berkshire Hathaway.