In einem schwachen Markt gerät besonders der Techsektor in Bedrängnis. Brutal abgestraft wird heute Intel für die gestern nach Börsenschluss veröffentlichten Quartalszahlen. Neue Analystenschätzungen lassen wenig Gutes an der Aktie. Die verliert derweil so viel an einem Tag, wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
Im zweiten Quartal hat Intel bei einem Erlös von 12,8 Milliarden Dollar nur rund 100 Millionen verdient. Anleger wurden nicht nur mit einer Dividendenkürzung vor den Kopf gestoßen: Im laufenden Quartal geht der Vorstand mittlerweile von einem Verlust aus. Das hatte der Markt vorab aber nicht auf dem Zettel gehabt.
HSBC-Analyst Frank Lee hat die Aktie von „Halten“ auf „Reduzieren“ herabgestuft. Das Kursziel sinkt drastisch von zuvor 35,00 Dollar auf nur noch 19,80 Dollar. Er sieht die Zahlen als „Fehlschlag, der zu Kopfzerbrechen führt“. Kostensenkungen und Investitionskürzungen sind für ihn nicht die Antwort auf die Miesere. Er sieht eine „mangelnde Klarheit über einen sinnvollen Turnaround“.
Die Experten der Bank of America sehen Intel im Nachteil gegenüber Konkurrenten, denn es fehle an wettbewerbsfähigen KI-Beschleunigern. Die IDM-Struktur des Chip-Herstellers sei nicht in der Lage, gleichzeitig mit Rivalen wie Nvidia, Advanced Micro Devices und Taiwan Semiconductor Manufacturing zu konkurrieren. Sie haben das Kursziel von 35,00 Dollar auf 23,00 Dollar gesenkt und die Aktie von „Outperform“ auf „Market Perform“ zurückgestuft.
Zeitweise verlor die Intel-Aktie im Intraday-Handel am Freitag fast 30 Prozent – so viel wie seit 1982 im Verlauf eines Handelstages nicht mehr. Dabei wurde eine riesige Kurslücke gerissen, die die Aktie auf Niveaus führte, die Anleger seit Anfang 2013 nicht mehr gesehen haben.
Die krasse Reaktion auf die enttäuschenden Zahlen hat die AKTIONÄRS-Empfehlung ausgestoppt, auch wenn sie größtenteils nachvollziehbar ist. Der Konzern steckt mitten in der Transformation und es könnte länger als gedacht dauern, bis sich die enormen Investitionen in neu Anlagen und Next-Gen Chips wie den Gaudi 3 bezahlt machen. Anleger greifen nicht in das fallende Messer.
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