Drei Quartale in Folge hat Alphabet die Erwartungen der Analysten und Anleger enttäuscht. Ungewöhnlich für den Big-Tech-Stock, der auch in Krisenzeiten wie dem Corona-Crash als sichere Wette galt. Doch das Google-Kerngeschäft liefert schlichtweg nicht mehr das erwartete Wachstum.
Sicherlich könnte es ein rein zyklisches Problem sein, das den Marktführer aktuell unter Druck setzt. Getreu dem Motto: Geht die Rezession vorüber, kommen Werbedollar und das Wachstum zurück.
Alphabet hat jedoch auch mit strukturellen Problemen zu kämpfen. So hat sich die Wettbewerbssituation durch neue Konkurrenten wie TikTok verschärft und Microsoft plant mit der Integration von ChatGPT eine hochspannende Innovation bei der Suchmaschine Bing. Gleichzeitig hat sich Google nach dem Corona-Boom 2020/21 für eine länger anhaltende Periode rasanten Wachstums aufgestellt.
Immerhin scheint das Management nun einige strukturelle Probleme anzupacken, wie die jüngst angekündigte Entlassung von 12.000 Mitarbeitern zeigt. Zudem wurden die Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin um Rat gefragt, was angesichts der Bedrohung durch ChatGPT unternommen werden kann. Aktionen, die auf jeden Fall die Nerven der Anleger beruhigt haben, wie die Kursgewinne vom Freitag deutlich zeigten.
Wünschenswert wäre zudem ein verstärkter Fokus auf das gewinnbringende Werbegeschäft und weniger auf die Cloud, Waymo und Co. Insbesondere in Zeiten hoher Inflation und Rezession könnte dies den Anlegern weiteres Vertrauen zurückgeben.
Alphabet lockt mit einer günstigen Bewertung (23er-KGV 19; 23er-KUV 4,2), steht aber auch vor gewaltigen Problemen. Kann die Wachstumsdynamik im hochprofitablen Kerngeschäft nicht wieder angefacht werden, drohen weitere Kursverluste. Denn ein klassisches Value-Play ist die Alphabet-Aktie nicht, da der Burggraben aktuell bröckelt und bei anhaltenden Schwächen im Kerngeschäft auch die Profite übermäßig leiden. Anleger warten daher vorerst ab – Watchlist.