Heute ist es soweit: Der erste kommerzielle Drohnenlieferdienst startet in den USA. Und wieder einmal ist es eine Alphabet-Tochter, die sich als erste Firma mit einer neuen Technologie am Markt versucht und den Anlegern ihr Invest mit zusätzlicher Zukunftsfantasie garniert. Im Mittelpunkt steht dabei diesmal die Firma Wing.
Wing hat sich für die anfängliche Markteinführung der Drohnenlieferungen mit den Einzelhändlern Walgreens, Blue Bell Creameries, Easyvet und Texas Health zusammengetan. Verbraucher können damit zum Beispiel verschreibungspflichtige Medikamente oder Eis bestellen – also Produkte, die in der Regel schnell geliefert werden müssen.
Nach Eingang der Online-Bestellungen bringen die Mitarbeiter der Partnergeschäfte die Artikel nach draußen und laden sie in einen an der Drohne befestigten Karton. Dann heben die autonomen Fluggeräte ab und fliegen selbstständig zum Kunden. Dabei werden die Drohnen allerdings noch von einem Piloten fernüberwacht, der eingreifen kann, falls etwas schiefläuft.
Die Drohnen erreichen eine Flughöhe von etwa 50 Meter über dem Boden und können nur kleine Pakete mit einem Gewicht von höchstens 1,2 Kilogramm transportieren. Sobald eine Lieferdrohne ihr Ziel erreicht hat, bleibt sie in einer Höhe von etwa sieben Meter stehen, während das Paket über ein Kabel in den Hof oder den Garten des Kunden abgelassen wird.
„Ich möchte keine falschen Erwartungen wecken: Nicht jeder, der in Reichweite unserer Drohnen wohnt, wird auch am ersten Tag bestellen können“, erklärte Wing-CEO Adam Woodworth. „Wir werden die Kunden in Gruppen einladen, um sicherzustellen, dass jeder eine gute erste Erfahrung mit der Drohnenlieferung macht.“ Vorerst soll der Dienst nur in zwei Vorstädten nördlich von Dallas namens Frisco und Little Elm angeboten werden. Verlaufen die Tests gut, will Wing seine Geschäfte auf die Metropolregion Dallas ausweiten.
Autonome Autos und Lieferdrohnen sind mittlerweile keine Moonshots aus dem Hause Google mehr, sondern eigenständige Firmen innerhalb der Alphabet-Holding. In den Firmenbilanzen werden die aussichtsreichen Unternehmen jedoch noch immer unter dem Posten „Other Bets“ veranschlagt. Mit einem geringen Umsatz von 753 Millionen Dollar im vergangenen Jahr, was nur einem Anteil von 0,3 Prozent des Gesamtumsatzes entspricht, sorgen Waymo, Wing, Calico und Co hier jedoch für einen operativen Verlust von 5,3 Milliarden Dollar.
Für Anleger sind diese Verluste jedoch leicht zu ertragen, denn unter dem Strich erwirtschaftete Alphabet 2021 einen operativen Gewinn von 78,7 Milliarden Dollar. Waymo, Wing und Co weisen jedoch bereits milliardenschwere Bewertungen auf und sorgen für die Alphabet-Aktionäre für reichlich Langfrist-Potenzial. Es ist dieses Potenzial, dass dem Alphabet-Sahneberg bestehend aus gigantischen Cashflows und wachsenden Umsätzen eine Kirsche aufsetzt.